Weltbank:Palästinensern droht humanitäre Katastrophe

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Bis Jahresende wird sich die Arbeitslosenquote verdoppeln, die Menschen verarmen massenhaft, warnt die Weltbank. Den Autonomiegebieten droht der Kollaps - doch Hamas und Fatah bekriegen sich.

Die Weltbank hat vor einer humanitären Krise in den Autonomiegebieten gewarnt, sollte sich die finanzielle Situation der palästinensischen Regierung nicht bald bessern.

Die Lage sei weitaus schlimmer als bisher angenommen, hieß es vor einer Konferenz des Nahost-Quartetts aus UN, EU, USA und Russland am Dienstag.

Im südlichen Gazastreifen spitzten sich unterdessen die Spannungen zwischen der Hamas und der Fatah weiter zu: Bei Kämpfen wurden in der Nacht drei Extremisten getötet.

Versuchte Entführung

Die Zusammenstöße in der Ortschaft Abassan waren die bislang schwersten der rivalisierenden Gruppen seit der Regierungsübernahme der Hamas vor sechs Wochen. Wie Fatah-Sprecher Taufik Abu Chussa mitteilte, versuchten Hamas-Mitglieder kurz nach Mitternacht einen Anhänger der Fatah zu entführen.

Bei einem Feuergefecht wurde ein Hamas-Mitglied schwer verwundet und erlag später seinen Verletzungen. Bei einem zweiten Gefecht nach einer Reihe weiterer Entführungen schossen Hamas-Extremisten mit Panzerabwehrraketen auf Fatah-Mitglieder und töteten zwei von ihnen.

Es habe sich um Mitglieder der Sicherheitskräfte gehandelt, sagte Abu Chussa. Zehn Kämpfer wurden verletzt. Ministerpräsident Ismail Hanija rief beide Seiten zur Ruhe auf.

Die wirtschaftlichen Probleme der Palästinenser könnten eine humanitäre Krise, eine weitere Zunahme der Gewalt und den Kollaps der Autonomiebehörde zur Folge haben, heißt es in dem Bericht der Weltbank.

Das Elend verbreitet sich rasch

Im März hatte sie Weltbank Daten veröffentlicht, nach denen das Einkommen in den Autonomiegebieten bis zum Jahresende um ein Drittel sinken, die Arbeitslosenquote von 23 auf etwa 40 Prozent hochschnellen und die Zahl der Menschen, die in Armut leben, von 44 auf 67 Prozent steigen werde.

Diese Annahmen seien jedoch "zu rosig", hieß es nun. Im Juni will die Weltbank neue Schätzungen vorlegen. Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas warnte ebenfalls vor einer drohenden Krise.

Die Entscheidung, der Hamas-Regierung Finanzhilfen vorzuenthalten, dürfte im Friedensprozess eher für Frustration sorgen als ihn beschleunigen, schrieb Abbas nach Angaben seines Büros in einem Brief an Geberländer.

Streitpunkt Siedlungen

Israel begann derweil mit der Erfassung aller illegalen Siedlungsposten im Westjordanland, wie aus einem Gerichtsdokument hervorgeht. Die Regierung in Jerusalem hatte den USA schon vor drei Jahren zugesagt, dass sie im Rahmen des Friedensprozesses alle ohne Genehmigung errichteten Außenposten räumen lassen werde.

Dies ist bislang aber nur in wenigen Fällen geschehen. Kritiker der israelischen Politik sehen in der jetzigen Registrierung nur einen weiteren Verzögerungsversuch. Sie verweisen darauf, dass es eine ähnliche Liste schon vor einem Jahr gab, in der 105 illegale Ansiedlungen aufgelistet waren.

Jüdische Siedler begannen schon vor mehr als zehn Jahren mit dem Bau derartiger Posten, um die Gründung eines lebensfähigen palästinensischen Staates zu verhindern.

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