Weihnachtsbotschaft:Papst ruft zu "neuer Weltordnung" auf

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Zum ersten Mal hat Benedikt XVI. zu Weihnachten den traditionellen Segen "Urbi et Orbi" erteilt. Zuvor sprach er von "beschämender Armut" in der Dritten Welt. Zugleich forderte er weitere positive Entwicklungen im Irak, dem Nahen Osten und dem Libanon.

Vom Balkon des Petersdoms aus verkündete der Papst vor zehntausenden Gläubigen auf dem Petersdom die Weihnachtsbotschaft. Gemäß der von seinem Vorgänger Johannes Paul II. begonnenen Tradition sprach er Weihnachtsgrüße in 32 Sprachen, darunter Arabisch, Hebräisch und Chinesisch.

Die "Männer und Frauen des dritten Jahrtausends" rief der Papst auf, sich dem Glauben zuzuwenden und angesichts der technologischen und intellektuellen Errungenschaften der modernen Zeit nicht in "geistige Armut und Leere des Herzens" zu verfallen.

Benedikt rief zu einer "neuen Weltordnung" des Friedens und der Gerechtigkeit auf. Die christliche Botschaft der Nächstenliebe könne dem Menschen die Kraft geben, sich "für den Aufbau einer neuen Weltordnung einzusetzen, die auf gerechten ethischen und wirtschaftlichen Beziehungen gegründet ist".

Ohne das "Licht des Glaubens" sei die Welt ein dunkler und armer Ort, mahnte Benedikt XVI. Er betete für Frieden und ein Ende der Konflikte in Afrika und erwähnte dabei besonders die humanitäre Krise in Darfur. Der Papst begrüßte "Zeichen der Hoffnung" im Nahen Osten, im Irak und im Libanon. Diese müssten jedoch noch durch "von Fairness und Weisheit" geleitete Taten bestätigt werden.

Anschließend spendete er den traditionellen Segen Urbi et Orbi (Der Stadt und dem Erdkreis).

Rund 40.000 Gläubige und Touristen waren am Sonntag bei grauem und regnerischem Wetter auf den Peterplatz gekommen, darunter viele Deutsche. Auf Deutsch sagte das Oberhaupt der Katholiken: "Die Geburt Jesu Christi, des Erlösers der Menschen, erfülle Euer Leben mit tiefer Freude und reicher Gnade; sein Friede möge in Euren Herzen wohnen. Gesegnete und frohe Weihnachten!"

Die Weihnachtsbotschaft wurde vom Fernsehen in mehr als 70 Länder übertragen.

Um Mitternacht hatte der Papst die traditionelle Christmesse im Petersdom gefeiert. Es ist das erste Weihnachtsfest des 78-jährigen Joseph Ratzinger seit dem Tod von Johannes Paul und seiner Papstwahl im April. Wie im Vatikan offiziell bekannt wurde, wird der Kirchenführer im Januar seine erste Enzyklika veröffentlichen. Sie gilt als wichtiges Signal für die Pläne des Papstes für sein Pontifikat. Das Rundschreiben unter dem Titel "Deus est Caritas" (Gott ist Liebe) trage als Datum den 25. Dezember.

Warnung vor geistiger Leere

Eindringlich warnte der deutsche Papst vor einer geistigen Leere des modernen Menschen. Auch in der Welt der Vernunft und des technischen Fortschritts dürften sich die Menschen nicht der christlichen Botschaft verschließen. Zwar seien in den letzten Jahrhunderten in Technik und Wissenschaft sehr viele Fortschritte gemacht worden, und die Menschen verfügten über umfangreiche materielle Möglichkeiten.

"Der Mensch des technologischen Zeitalters ist jedoch in Gefahr, Opfer eben dieser Erfolge seiner Intelligenz und der Ergebnisse seiner Handlungsfähigkeit zu sein, wenn er sich auf eine geistliche Atrophie, auf eine Leere des Herzens zubewegt." Eindringlich rief er die Gläubigen auf: "Erwache, o Mensch des dritten Jahrtausends!"

Ausdrücklich verwies Ratzinger außer auf die "beschämende Armut" in der Dritten Welt auch auf den Terrorismus, die zunehmende Rüstung sowie auf die Bedrohung durch Umweltverschmutzung und Pandemien. Zugleich erinnerte er an die Situation im Irak und im Nahen Osten sowie an die "Bruderkriege" und ungelösten politischen Probleme in Afrika, in Lateinamerika und in Ostasien.

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