Warnung der New Yorker Polizei:Heimische Terroristen

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Gefahr von innen: Muslimische Außenseiter in den USA könnten sich dem Terrorismus zuwenden, warnt die New Yorker Polizei. Bürgerrechtler halten dagegen die Studie selbst für gefährlich.

Die terroristische Bedrohung westlicher Staaten kommt einer Studie der New Yorker Polizei zufolge zunehmend von innen. Die Gefahr sei nicht so groß wie in Europa, aber sie bestehe, heißt es in einem Bericht des Polizeipräsidiums, der am Mittwochabend (Ortszeit) vorgestellt wurde.

Er führt auf 90 Seiten aus, wie sich Muslime in westlichen Ländern wie den USA in Einzelfällen zu gewaltsamen Extremisten entwickeln. Die Auswertung gescheiterter und verübter Terroranschläge in mehreren westlichen Ländern habe ergeben, dass die meisten Attacken von "unauffälligen" Männern verübt würden, folgert der Bericht, der dem Weißen Haus, dem Geheimdienst CIA, der Bundespolizei FBI und dem Ministerium für Heimatschutz vorgelegt wurde.

Daher müsse in der Terrorismusbekämpfung nicht erst angesetzt werden, wenn Anschläge geplant würden, sondern sehr viel früher, "wenn der potenzielle Terrorist eine Radikalisierung beginnt und durchläuft".

Die Erkenntnisse der New Yorker Polizei (NYPD) wurden von Befürwortern strikter Antiterrormaßnahmen umgehend begrüßt, schrieb die New York Times am Donnerstag. Dagegen warnten Bürgerrechtler davor, alle Muslime als potenzielle Terroristen zu brandmarken.

Das Komitee gegen die Diskriminierung von Arabern in Amerika bedauerte die "unglückseligen Klischees" in dem Bericht. Polizeichef Raymond Kelly sagte, Polizisten müssten den Prozess der Radikalisierung verstehen, wenn sie Terroranschläge verhindern wollten. "Die großangelegte Verallgemeinerung und die Vermengung von Elementen, die nichts miteinander zu tun haben, drohen einen Verdacht auf die gesamte Muslim-Gemeinde in den USA zu werfen", sagte Parvez Ahmad vom Rat für Amerikanisch-Islamische Beziehungen.

Entwicklung in vier Schritten

Die NYPD-Untersuchung beruht auf der Analyse von elf Fällen aus den vergangenen sechs Jahren. Sie beschreibt die Radikalisierung als Entwicklung in vier Schritten.

Unter den ersten Schritt fallen demnach die Lebensweise, der gesellschaftliche Status und die Religion eines Betroffenen unmittelbar vor Beginn des Prozesses. Danach folge der Beginn eines gewissen Interesses am militanten Islamismus. Mit der Zeit lege der Betroffene seine alte Identität ab und definiere sich selbst neu. Persönliche Krisen, etwa der Verlust des Arbeitsplatzes oder Nachteile aufgrund seiner Rasse und Religion, könnten ihn in der letzten Phase dann in den Extremismus führen, ergab die NYPD-Untersuchung.

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