Waldschadensbericht:Die deutsche Eiche wankt

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2004 war ein Jahr der Negativ-Rekorde für unsere Wälder. Im vergangenen Jahr hat sich das nur sehr partiell gebessert. Verschlechtert hat sich dagegen der Zustand eines deutschen Symbols. Als Beitrag zur Luftreinhaltung will die große Koalition jetzt verstärkt auf grüne Energie setzen.

Der deutsche Wald bleibt ein Dauerpatient und hat sich in den vergangenen zwölf Monaten von den Rekordschäden in 2004 kaum erholt. "Der Gesundheitszustand des Waldes bleibt Besorgnis erregend", sagte der Parlamentarische Agrarstaatssekretär Peter Paziorek (CDU) bei der Vorstellung des Waldschadensberichts in Berlin.

3,49 Meter dick ist der Stamm der ältesten noch lebenden Eiche in Deutschland im Ivenacker Tiergarten (Landkreis Demmin, Mecklenburg-Vorpommern). Dort steht eine 35,5 Meter hohe Stieleiche (Foto: Foto: dpa)

Die wesentlichen Ursachen seien die Luftverschmutzung durch den Verkehr und die Bodenbelastung durch die Landwirtschaft. Das Agrarministerium rief deshalb zu mehr Anstrengungen zur Luftreinhaltung auf. Der Anteil der Biotreibstoffe müsse weiter steigen. Die große Koalition erwägt nach Pazioreks Angaben eine Förderung der Wärmeeinspeisung mit Holz.

Auch den Kiefern geht es schlechter

Im Durchschnitt sind 29 Prozent der Bäume schwer krank, 2004 waren es noch 31 Prozent. Aber der Zustand der Eichen hat sich beispielsweise dramatisch verschlechtert. Seit 1984 haben sich die schweren Schäden laut Waldschadensbericht verfünffacht. Rund die Hälfte der Eichen hatte 2005 schwere Schäden, im Jahr zuvor waren es nur 45 Prozent. Verschlechtert hat sich auch der Zustand der Kiefern.

Knapp ein Fünftel wies große Schäden auf, im Jahr zuvor waren es 17 Prozent. Der Anteil der Buchen mit schweren Schäden hat sich seit 1984 vervierfacht. Allerdings erholten sie sich 2005 leicht. Während 2004 noch mehr als die Hälfte schwer krank war, lag der Anteil im vergangenen Jahr bei 44 Prozent. Von den Fichten ist knapp ein Drittel sehr krank, etwas weniger als ein Jahr zuvor.

Grüne für Abkehr von Monokultur

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) sieht den deutschen Wald im "Dauerstress". Um den Schutz zu verbessern, müsse Agrarminister Horst Seehofer (CSU) mehr Mittel zur Umstellung von Agrarbetrieben auf umweltgerechte Standards bereitstellen, sagte BUND-Bundesgeschäftsführer Gerhard Timm. Der Naturschutzbund NABU forderte neben Maßnahmen zu Luftreinhaltung und Klimaschutz einen Verzicht auf Kahlschläge und Pflanzenschutzmittel. Der Deutsche Bauernverband verlangte eine verstärkte Nutzung von Holz aus heimischen Wäldern und Kalkung gegen saure Waldböden.

Die Grünen-Bundestagsfraktion hält einen Umbau des Waldes weg von der Monokultur für sinnvoll. Das müsse in der geplanten Novelle des Bundeswaldgesetzes umgesetzt werden. Ein neues Jagdgesetz müsse für eine Wildhäufigkeit sorgen, die mit dem Wald verträglich sei.

Nordrhein-Westfalens Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) verlangte eine bessere Nutzung von Holz als Bau- und Brennstoff. "Wir brauchen eine stärkere Durchforstung der Wälder", sagte er der dpa. Vielen Bäumen sei es im Wald zu eng. Holz könne nicht nur als Baustoff und bei der Möbelherstellung genutzt werden, sondern werde auch als Brennstoff in Form von Holzpellets attraktiver.

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