Wahlniederlage Labour:"Dieses Beben reicht bis nach Westminster"

Lesezeit: 2 min

Nicht nur die britischen Medien stellen aufgrund der Wahlniederlage von Labour die weitere Führungsposition der Partei massiv in Frage.

Dorothea Grass

Heute morgen stand das Ergebnis in Schottland fest: Bei der Nachwahl im Bezirk Glasgow-Ost haben die schottischen Nationalisten unter John Mason die Labourpartei vom Thron gestoßen - und ihr damit eine erneute, schwere Niederlage beschert. Die Kandidatin der Labourpartei Margaret Curran verlor knapp mit 10.912 Wählerstimmen gegen John Mason. Der hatte 11.277 Stimmen für sich verbuchen können.

Gewinner in Glasgow-Ost: John Mason, der Kandidat der Scottish National Party (SNP). (Foto: Foto: AP)

Angesichts der Wahlniederlage der britischen Labourpartei in Schottland, spricht die englische Tageszeitung Guardian von einer "Katastrophe für Labour". Das Blatt zitiert den Wahlsieger der schottischen Nationalisten, John Mason, der das Ergebnis nicht nur als "politisches Erdbeben jenseits der Richter-Skala" bezeichnete, sondern als "Heldensieg". Masons Prophezeiung: "Dieses Beben reicht bis nach Westminster."

"Eine schlimme Nacht"

Nach Angaben der Zeitung will Brown heute mit seinen Ministern und Führungsmitgliedern seiner Partei über Veränderungen seiner Politik beraten. In einer Pressekonferenz sprach er von einer "enttäuschenden, schlimmen Nacht". Er sagte weiter: "Wir müssen aus dieser Nacht unsere Lehren ziehen. Meine Aufgabe besteht darin, zuzuhören und zu führen - und das werde ich auch tun."

Die eingeschlagene Richtung seiner Partei bewertete er jedoch auch optimistisch. In den nächsten drei Monaten werde sich zeigen, dass die Labour-Partei hinsichtlich der wirtschaftlichen Situation die richtigen Entscheidungen getroffen habe. Vor allem steigende Benzinpreise und Lebensmittelkosten hatten in der letzten Zeit für Besorgnis in Großbritannien gesorgt.

Brown wies weiterhin drauf hin, dass "Prüfungen wie diese nicht in Zeiten des Erfolges, sondern unter schwierigen Umständen" bestanden würden. "Die Herausforderung einer politischen Führung besteht darin, ein Land genauso durch schwierige Zeiten zu führen wie durch gute Zeiten."

"Wir sind in Schwierigkeiten"

Die gescheiterte Labour-Kandidatin Margaret Curran äußerte sich nachdenklich: "Wir sollten die Botschaft der Menschen von Glasgow-East ernst nehmen."

Zu dem Verlust des dritten eigentlich sicheren Wahlbezirkes in Schottland zitierte das Blatt einen Regierungsminister: "Wir können diesen Verlust nicht einfach als etwas abtun, das der Regierung zum dritten Mal in Folge passiert. Eine vierte Wahl wollen wir auf jeden Fall gewinnen. Wir sind in Schwierigkeiten."

Auch andere britische Tageszeitungen, sind sich der Bedeutung des Wahlausgangs in Glasgow-Ost für Labour bewusst. Der Telegraph bezeichnet sie als "Beleidigung für Gordon Brown".

Die Times spricht von einem "Albtraum-Ergebnis": Es sei das "schlechtmöglichste Ergebnis, während Brown sich gerade auf seine Sommerferien vorbereitet und einen Plan für seine eigene Festigung und die der Labourpartei ausarbeitet." Das schlechte Abschneiden stelle die weitere Führungsposition der Labourpartei massiv in Frage.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: