Wahlkampf:USA: Hacker aus Moskau

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Erstmals wirft Washington Russland direkt vor, hinter den Cyberangriffen auf die US-Demokraten zu stecken, um die Wahl zu beeinflussen. Moskau dementiert.

Die USA haben erstmals direkt der russischen Regierung vorgeworfen, mit Hackerangriffen Einfluss auf den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf zu nehmen. Das Heimatschutzministerium und das Büro des nationalen Geheimdienstdirektors veröffentlichten am Freitag eine entsprechende gemeinsame Erklärung. Man sei überzeugt, dass Russland hinter den Angriffen auf Computersysteme politischer Organisationen und Institutionen stehe. Nur die oberste Führung in Moskau könnte solche Aktivitäten erlaubt haben.

Der Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin dementierte umgehend am Freitagabend die Vorwürfe der US-Regierung. Dies sei neuerlicher "Blödsinn", erklärte Dmitrij Peskow. "Die Website von Putin wird jeden Tag von Zehntausenden Hackern angegriffen", sagte er der Nachrichtenagentur Interfax. "Wir beschuldigen auch nicht jedes Mal das Weiße Haus oder Langley." Langley ist Sitz der CIA.

Wikileaks hatte im August gehackte E-Mails von Mitgliedern und Mitarbeitern des Parteivorstandes der Demokraten veröffentlicht. Daraus ging hervor, dass das Führungsgremium im Vorwahlkampf stark zugunsten von Hillary Clinton und somit gegen ihren Rivalen Bernie Sanders voreingenommen war. Die Enthüllungen führten zum Rücktritt von Parteichefin Debbie Wasserman Schultz. Später wurde bekannt, dass der Hackerangriff noch umfangreicher war.

Die Enthüllungen durch Wikileaks und andere Webseiten stünden "im Einklang mit den Methoden und Motivationen Russland", hieß es in der US-Erklärung vom Freitag wörtlich. "Diese Diebstähle und Enthüllungen zielen auf Einmischung in den US-Wahlprozess ab." Es sei zwar "extrem schwierig" für einen Hacker, auch einen Staat, Stimmenauszählungen oder Wahlresultate durch Cybereingriffe zu manipulieren, so das Ministerium und der Geheimdienstdirektor; das Wahlsystem in den USA sei dezentralisiert und in Staaten sowie Kommunen gebe es eine Reihe von Schutzmaßnahmen. Dennoch seien Wahlbeamte aufgerufen, wachsam zu sein.

© SZ vom 08.10.2016 / dpa, nien - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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