Wahlen in Finnland:Amtsinhaber bestätigt

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Bei den Parlamentswahlen in Finnland hat der liberale Ministerpräsident Matti Vanhanen mit seiner Zentrumspartei Stimmen verloren, kann aber weiterregieren. Schlagzeilen machte der Wahlsieger aber vor allem mit seinem Privatleben.

Nach Auszählung von 99,9 Prozent der Stimmen am Sonntagabend lag das Zentrum bei 23,1 Prozent und behauptete damit seine Position als stärkste Kraft vor den bisher oppositionellen Konservativen mit 22,3 Prozent. Der 51-jährige Vanhanen sagte vor Parteifreunden: "Wir haben es geschafft."

Premierminister Matti Vanhanen freut sich am Wahlabend. (Foto: Foto: dpa)

Die Zusammensetzung der neuen Koalition unter Vanhanens Führung blieb in der Wahlnacht offen. Rechnerisch hätten Zentrum und Konservative allein eine knappe Mehrheit unter den 200 Abgeordneten des neuen Reichstages.

Es galt aber als weitgehend sicher, dass die SFP (der schwedischsprachigen Minderheit in Finnland) sowohl mit den Sozialdemokraten wie mit den Konservativen als Juniorpartner in einer Koalition zusammenarbeiten würde. Als Chef der größten Fraktion erhält Vanhanen automatisch den Auftrag zur Regierungsbildung.

Im neuen Reichstag hat das Zentrum 51 Abgeordnete gegenüber 50 Konservativen. Die Partei des 35-jährigen Oppositionschefs Jyrki Katainen verdrängte die in der Regierung vertretenen Sozialdemokraten als zweitstärkste Fraktion im neuen Reichstag.

Künftige Regierungskoalition noch unklar

Die Partei von Finanzminister Eero Heinäluoma (51) kam nur auf 21,4 Prozent gegenüber bisher 24,7 Prozent und war klarer Verlierer der Wahl. Sie hat künftig 45 Sitze. Vanhanens Partei verlor 1,6 Prozentpunkte, während die Konservativen um 3,7 Prozentpunkte zulegen konnten.

Beobachter werteten die Wahl als Rechtsruck, vor allem da die kleine rechtsnationalistische Partei Wahre Finnen 2,5 Prozentpunkte dazugewinnen konnte und so auf vier Prozent kam.

Als offen galt, ob die Konservativen mit ihren unerwartet kräftigen Stimmengewinnen die Sozialdemokraten als Koalitionspartner Vanhanens ablösen werden. Die Sozialdemokraten wären dann zum ersten Mal seit 1995 wieder in der Opposition. Der Konservative Katainen sagte dazu: "Die Menschen wollten, dass wir wachsen. Das muss sich auch in der Regierungsarbeit bemerkbar machen."

Grundlegende politische Veränderungen werden aber beim Wechsel des Koalitionspartners ohnehin nicht erwartet, da die finnischen Parteien in den großen Fragen weitgehend übereinstimmen. In Finnland sind alle Parteien traditionell zur Regierungszusammenarbeit mit fast allen anderen im Reichstag vertretenen Kräften bereit.

Die als kleiner Partner in der Regierung vertretene SFP (der schwedischsprachigen Minderheit in Finnland) verlor 0,1 Prozentpunkte und kam auf 4,5 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag mit 67,8 Prozent noch unter der von 2003 mit 69,7 Prozent (ohne Auslandsstimmen).

Schlagzeilen mit Liebesleben

Wahlsieger Vanhanen gab dem Wahlabend eine private Note: Pünktlich mit der Schließung der Wahllokale ließ der 51-Jährige in Helsinki mitteilen, dass er seine Ex-Freundin Susan Kuronen (35) wegen Enthüllungen aus dem gemeinsamen Liebesleben per Buch verklagen wird.

Das kam für viele Finnen am Fernseher eigentlich viel überraschender als die alles in allem nicht sonderlich sensationellen Zahlen bei der Stimmenauszählung. Denn trotz eines möglicherweise nur recht knappen Vorsprungs für Vanhanens liberale Zentrumspartei vor den oppositionellen Konservativen stand nie außer Frage, dass der Regierungschef im Amt bleiben kann.

Vor der Wahl hatten die Demoskopen einen klaren Sieg für das Zentrum wegen der Popularität Vanhanens vorhergesagt. Tatsächlich waren dessen Umfragewerte wegen seiner Opferrolle bei Klatschgeschichten in Sachen Partnerwahl kräftig nach oben gestiegen.

Nach einer Scheidung vor zwei Jahren hatten er und Kuronen sich auf einer Internet-Datingseite kennen gelernt. Dass er nach der Trennung von seiner Ex-Freundin per Zeitungsgeschichten und Buch mit seinen Vorlieben beim Picknick zu Zweit und im Bett an den Pranger gestellt wurde, hatte Vanhanen Sympathiepunkte gebracht.

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