Wahldeutungen:IG Metall sieht Regierungsauftrag bei SPD

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Gewerkschaftsboss Jürgen Peters hat sich auf die Seite von Bundeskanzler Schröder geschlagen und unterstützt dessen Anspruch auf die Regierungsbildung. Der CSU-Abgeordnete Gauweiler kann sich eine große Koalition unter einem Kanzler Schröder vorstellen.

Der IG-Metall-Vorsitzende Jürgen Peters sieht den Auftrag zur Regierungsbildung bei der SPD. Die Wahl sei eine Richtungsentscheidung gewesen, sagte Peters am Dienstag im Deutschlandradio Kultur. Nun hätten sich die Wähler eindeutig entschieden für die Weiterentwicklung des Sozialstaates.

Den unerwarteten Aufschwung der SPD begründete Peters damit, dass die SPD im Wahlkampf nicht mehr die Agenda 2010 in den Vordergrund gestellt, sondern sich als "Partei der sozialen Gerechtigkeit profiliert" habe.

Selbstverständlich habe er Verständnis dafür, dass Gerhard Schröder Kanzler bleiben wolle. Die Union habe nicht so viele Abgeordnete mehr, als dass sie behaupten dürfe, der Wählerauftrag gehe automatisch an die CDU/CSU, sagte Peters auch der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Wenn CDU-Chefin Angela Merkel den Auftrag zur Regierungsbildung erhalte, müsse sie erst einmal eine Koalition schmieden, "die ich derzeit nicht erkennen kann", unterstrich der Gewerkschaftsführer.

Gauweiler: Leisten wir uns den Schröder

Deshalb könnte am Ende derjenige Kanzler werden, der überhaupt eine Koalition bilden könne und im Bundestag gewählt werde. "Da stehen Schröders Chancen gar nicht schlecht," prognostizierte Peters. Neuwahlen bezeichnete er dagegen als letzten Ausweg.

Mittelfristig sieht der Gewerkschaftsboss auch gute Chancen für ein großes linkes Regierungsbündnis aus SPD, Grünen und Linkspartei. Aktuell sei dies aus sachlichen und persönlichen Gründen aber nicht realistisch, fügte Peters hinzu.

Der Münchner CSU-Abgeordnete Peter Gauweiler forderte die Union auf, "die innere Kraft" zu einer solchen Koalition unter Schröders Führung aufzubringen. "Leisten wir uns den Schröder!", sagte er der Süddeutschen Zeitung. Nach israelischem Vorbild könnten Union und SPD in einem solchen Bündnis abwechselnd den Kanzler stellen, schlug er vor. Ein solcher Schritt sei notwendig, weil die Wahl "aus der Krise von Rot-Grün eine Krise der politischen Klasse gemacht hat."

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