Der nationalistische Herausforderer Tomislav Nikolic hat sich bei der Präsidentschaftwahl in Serbien gegen den bisherigen Amtsinhaber Boris Tadic durchgesetzt. Tadic beglückwünschte den 60-Jährigen am Sonntagabend zu dessen "verdientem Sieg" bei der Stichwahl und wünschte ihm "Erfolg".
"Serbien hat einen neuen Präsidenten, Tomislav Nikolic, erklärte der Vize-Vorsitzende der Serbischen Fortschrittspartei (SNS) von Nikolic, Aleksandar Vucic. Die Wahlbeteiligung erreichte mit etwa 45 Prozent der 6,8 Millionen Stimmberechtigten einen Negativ-Rekord.
Das Zentrum für Freie Wahlen (CESID) ermittelte aufgrund einer Auswahl von Wahllokalen für Nikolic einen Anteil von 49,4 Prozent der abgegebenen Stimmen, für Tadic nur 47,4 Prozent. "Falls sich dieser Trend bestätigt, wird Nikolic der Sieger der Präsidentschaftswahl sein", sagte ein CESID-Vertreter. In den letzten Umfragen vor der Wahl hatte der pro-europäische Tadic deutlich vorne gelegen.
"Serbien wird seinen europäischen Weg beibehalten", sagte Nikolic, der sich damit zu Tadics Bestreben bekannte, eine rasche Aufnahme Serbiens in die Europäische Union zu erreichen. Der Wahlgang vom Sonntag habe nicht der Frage gegolten, "wer Serbien in die EU führt", sagte der 60-Jährige. Vielmehr sei es darum gegangen, wer "die wirtschaftlichen Probleme löst", für die nach seinen Worten Tadics Demokratische Partei verantwortlich ist.
Nikolic war einst ein erbitterter Gegner einer Annäherung an die EU. Tadic war es in den vergangenen Jahren gelungen, das einst politisch und wirtschaftlich isolierte Serbien an die EU heranzuführen. Seit März hat das Balkanland den Kandidatenstatus.
Bei der zeitgleich mit der ersten Runde der Präsidentschaftswahl abgehaltenen Parlamentswahl war Nikolics SNS stärkste Kraft geworden. Erstmals seit Jahrzehnten war der Wahlkampf nicht vom Balkan-Konflikt bestimmt, sondern vor allem von Wirtschaftsthemen. Die Arbeitslosigkeit liegt nach offiziellen Angaben bei 24 Prozent. Nikolic und seine Partei profitierten bei der Parlaments- und Präsidentschaftswahl vor allem von dem wachsenden Unmut der Bevölkerungsschichten, die von der Wirtschaftskrise besonders hart getroffen werden.