Wahl in Montenegro:Opposition und Regierung reklamieren Wahlsieg für sich

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Ungewissheit in Montenegro: Nach der Präsidentenwahl erklären sich beide Kandidaten zum Wahlsieger - auf Basis eigener Auszählungen. Das Ergebnis der staatlichen Wahkommission steht noch aus.

Nach der Präsidentenwahl in Montenegro haben sowohl Amtsinhaber Filip Vujanovic als auch sein Herausforderer Miodrag Lekic den Sieg für sich beansprucht. Beide Kandidaten beriefen sich am Sonntagabend jeweils auf eigene Berechnungen und erklärten sich in Fernsehauftritten zum Sieger der Abstimmung.

Der als aussichtslos geltende Oppositionskandidat Miodrag Lekic warf dem amtierenden Präsidenten einen Staatsstreich vor und kündigte an, Betrug nicht hinzunehmen.Nach Auszählung von 92 Prozent der abgegebenen Stimmen habe Lekic 50,5 Prozent erreicht, berichtete sein Wahlstab in Podgorica. Der favorisierte langjährige Amtsinhaber Filip Vujanovic, der für die sozialistische Regierung angetreten war, habe nur 49,5 Prozent erreicht.

Der seit 2003 amtierende Vujanovic verkündete dagegen ein gegenteiliges Ergebnis. Er habe mit 51,3 Prozent den Sieg errungen, sagte er unter dem Jubel seiner Anhänger. Dem Ergebnis liege die Auszählung aller abgegebenen Stimmen zugrunde.

Ergebnis der Wahlkommission soll den Ausschlag geben

Eine Entscheidung gab es am Sonntagabend nicht, weil unabhängige Zählungen oder Prognosen nicht vorlagen. Die Auszählung der staatlichen Wahlkommission steht noch aus. Ob die Kommission das Ergebnis an diesem Montag vorlegen wird, war zunächst offen.

Die Wahl galt als Kräftemessen zwischen den seit mehr als 20 Jahren regierenden Sozialisten (DPS) und der traditionell zerstrittenen Opposition, die sich erstmals auf einen gemeinsamen Kandidaten geeinigt hatte. Die Oppositionsparteien hatten den Behörden vorgeworfen, in großem Stil Manipulationen am Wählerverzeichnis vorgenommen zu haben. Auch sei für Stimmen gezahlt worden. Die Regierung hatte das als falsch zurückgewiesen.

Der Präsident hat in dem kleinen Balkan-Land mit 680.000 Einwohnern hauptsächlich repräsentative Funktionen. In der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik, die 2006 ihre Unabhängigkeit von Serbien erklärte, verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage in jüngster Zeit zusehends. Die Arbeitslosenrate liegt nach amtlichen Angaben bei 20 Prozent, die Staatsverschuldung beträgt 51 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, das monatliche Durchschnittseinkommen liegt bei 480 Euro.

© dpa/Reuters/sebi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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