Vorwahlen in den USA:Kerry zieht davon

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Die Suche nach einem Herausforderer von US-Präsident Bush nimmt langsam Formen an: Neun von bisher elf Vorwahlen hat der Demokrat John Kerry bereits für sich entscheiden können. Auch in den Bundesstaaten Michigan und Washington setzte sich der US-Senator an die Spitze.

Der 60-Jährige US-Senator Kerry setzte sich am Samstag in den Bundesstaaten Michigan und Washington mit 52 beziehungsweise 48 Prozent der Stimmen klar gegen seine parteiinternen Konkurrenten durch.

Howard Dean landete in beiden Fällen mit deutlichem Abstand auf Platz zwei. Auch bei der Vorwahl im Ostküstenstaat Maine am Sonntag scheint Kerrys Wahlsieg so gut wie sicher. Eine Kandidatur des Vietnam-Veterans gegen George W. Bush bei der Präsidentschaftswahl am 2. November wird damit immer wahrscheinlicher.

Kerry gewann neun von bislang elf Vorwahlen. Bei der Vorwahl im traditionell demokratischen Michigan kam er nach Auszählung aller Stimmen auf 52 Prozent, der ehemalige Favorit Dean erhielt 17 Prozent. Der als ernst zu nehmender Konkurrent Kerrys geltende Senator von North Carolina, John Edwards, kam auf 13 Prozent.

Der Sieg in dem bevölkerungsreichen Industriestaat ist für Kerrys Kandidatur besonders wichtig: Er fällt unter den bisherigen Vorwahlen zahlenmäßig am stärksten ins Gewicht, da Michigan 128 Delegierte zum Bundesparteitag der Demokraten im Juli entsendet.

Kerry als Kandidat der Mitte

Im Westküstenstaat Washington landete Dean mit 30 Prozent auf Platz zwei. Der frühere Bürgermeister von Cleveland, Dennis Kucinich, erzielte mit acht Prozent einen Achtungserfolg und verdrängte Edwards mit sieben Prozent auf Platz vier. Washington stellt 76 Parteitagsdelegierte.

Vor Anhängern im Bundesstaat Virginia, wo am Dienstag Vorwahlen stattfinden, präsentierte sich Kerry als Kandidat der Mitte und warf Bush "Extremismus" vor, der die USA in drei Jahren drei Millionen Arbeitsplätze gekostet habe. Den Vereinigten Staaten stehe bei der Präsidentenwahl eine Richtungsentscheidung bevor.

Bush spreche von Stärke, habe die USA aber sowohl wirtschaftlich als auch bei Bildung und Gesundheitsversorgung geschwächt. "Militärisch hat George Bush uns schwächer gemacht, indem er unsere Truppen überfordert, unsere Reserven überbeansprucht und unsere Verbündeten vertrieben hat", sagte Kerry.

Dean: "Die wahre Alternative zu John Kerry"

Der Zweitplatzierte Dean, der sich im Wahlkampf mit scharfer Kritik am Irak-Krieg profiliert hatte, bezeichnete sich als "die wahre Alternative zu John Kerry". Zuvor hatte er sein Ausscheiden aus dem Rennen angekündigt, sollte er die Vorwahl im Bundesstaat Wisconsin am 17. Februar nicht gewinnen. Bei den bislang elf Vorwahlen hat er noch keinen Sieg davontragen können.

Edwards wollte sich auf die Vorwahlen in Virginia und Tennessee am Dienstag konzentrieren. Auch der frühere NATO-Oberbefehlshaber Wesley Clark, der am vergangenen Dienstag in Oklahoma gewonnen hatte, hofft auf ein gutes Ergebnis in den beiden Südstaaten. Laut Umfragen ist Kerry allerdings auch dort Favorit. Letzten Ausschlag bei der Kandidatenkür dürfte spätestens der "Super Tuesday" am 2. März geben, an dem in zehn Bundesstaaten Vorwahlen abgehalten werden.

Neuen Umfragen zufolge hätte Kerry von allen demokratischen Bewerbern die besten Chancen, Amtsinhaber Bush im November zu schlagen. Laut einer am Samstag veröffentlichten Newsweek-Umfrage würde der Senator das Duell mit dem Präsidenten mit 50 zu 45 Prozent für sich entscheiden. Eine am gleichen Tag veröffentlichte CNN-Time-Umfrage sah dagegen Bush mit 50 zu 48 Prozent knapp in Führung.

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