Vorwahl in Frankreich:Sozialisten nominieren Ségolène Royal

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Die populäre Regionalpolitikerin wird bei der Präsidentschaftswahl im nächsten Jahr für die Partei ins Rennen gehen. Damit hat erstmals in Frankreich eine Frau gute Chancen, ins höchste Staatsamt gewählt zu werden.

Bei einer parteiinternen Vorwahl stimmten mehr als 60 Prozent der Mitglieder für Royal. Das gab Stéphane Le Foll, der Kabinettsdirektor von Parteichef François Hollande, am Freitagmorgen in Paris bekannt.

Die 53-jährige ehemalige Familien- und Umweltministerin setzte sich klar gegen Ex-Premierminister Laurent Fabius und den früheren Wirtschafts- und Finanzminister Dominique Strauss-Kahn durch, auf die jeweils nur um die 20 Prozent der Stimmen entfielen. Die Wahlbeteiligung von mehr als 82 Prozent der Parteimitglieder bezeichnete Le Foll als "historisch".

Besonders bei jüngeren Sozialisten gefragt

Der Abstimmung war ein wochenlanger Vorwahlkampf mit drei Fernsehdebatten und zahlreichen Parteiversammlungen vorausgegangen. Royal, Präsidentin der Region Poitou-Charentes, konnte dabei vor allem bei den jungen Parteimitgliedern punkten.

Die Offizierstochter stellte sich im Wahlkampf als Frau dar, die sich um die Sorgen der ganzen Bevölkerung kümmert. Mit jugendlichen Straftätern predigt sie einen harten Umgang, eine Reform der 35-Stunden-Woche ist für sie ebenso wenig tabu wie die leidige Lehrer-Abwesenheit in den Schulen.

Für ihre Bewunderer hat Royal die Politikverdrossenheit der Franzosen verstanden und will die Menschen mit "partizipativer Demokratie" wieder einbinden. Für ihre Kritiker sind die Grenzen zu Populismus und gar Demagogie fließend.

Umfragen zufolge wollen auch zwei Drittel aller Parteisympathisanten, dass die 53-Jährige zur Präsidentenwahl am 22. April 2007 antritt.

Die konservative Regierungspartei UMP will ihren Kandidaten erst im neuen Jahr bestimmen. Als wahrscheinlicher UMP-Kandidat gilt der Parteichef und Innenminister Nicolas Sarkozy. In den Umfragen liegen Royal und Sarkozy Kopf an Kopf.

Allerdings muss Sarkozy noch im eigenen Lager mit einer Kandidatur von Verteidigungsministerin Michèle Alliot-Marie und Premierminister Dominique de Villepin rechnen. Präsidentengattin Bernadette Chirac brachte zudem eine erneute Kandidatur Chiracs ins Spiel.

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