Vorschlag einer Afghanistan-Konferenz:Becks Ablenkungsmanöver

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Der SPD-Chef hat bei seinem ersten Besuch in Afghanistan keine drei Tage gebraucht, um die Idee zu einer Friedenskonferenz zu entwickeln. Abbauen will Beck damit vor allem Widerstände in der eigenen Partei.

Nico Fried

Seit fast sechs Jahren bemüht sich die Welt um Afghanistan. Die Zerstörung nach Jahrzehnten des Bürgerkriegs ist groß, die Fortschritte beim Wiederaufbau sind klein. Wahrscheinlich liegt das daran, dass noch niemand Kurt Beck gefragt hat.

Der SPD-Chef hat bei seinem ersten Besuch in Afghanistan keine drei Tage gebraucht, um eine Idee zu entwickeln: eine Friedenskonferenz, gerne in Deutschland, und vielleicht auch mit den Taliban, zu deren Bekämpfung die Bundeswehr gerade erst sechs Tornados auf die Reise geschickt hat.

Es gibt einen Grund für die atemberaubende Geschwindigkeit, mit der Beck derzeit außenpolitische Konzepte entwirft: 69 Gegenstimmen aus der SPD-Fraktion zu den Tornados. In Becks Partei wächst die Skepsis gegenüber dem Engagement in Afghanistan. Im Herbst steht die Verlängerung der Mandate an - und die Regierungsfähigkeit der SPD auf dem Spiel.

Worüber will Beck verhandeln?

Wer einen Ruf als Friedenspartei zu verlieren hat, der kann keine diplomatischen Rücksichten nehmen - offenbar auch nicht auf den eigenen Außenminister, der sich übrigens nach seinem ersten Besuch in Kabul mehrere Wochen Zeit nahm, um für die Bundesregierung politische Schlüsse zu ziehen.

Becks außenpolitische Vorstellung stammt aus den 70er Jahren. Nie fehlt bei ihm der Hinweis auf den KSZE-Prozess. Und wer wollte etwas dagegen haben, miteinander zu sprechen, statt aufeinander zu schießen?

Es gibt aber einen wichtigen Unterschied: Der Dialog zwischen Ost und West bediente Interessen auf beiden Seiten. Die Taliban aber haben nur ein Interesse, dem der Westen nicht nachgeben darf: die Rückkehr Afghanistans in die islamische Steinzeit. Worüber will Kurt Beck mit ihnen verhandeln?

© SZ vom 4.4.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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