Vorfall vor irakischer Küste:Iran nimmt 15 britische Marine-Soldaten fest

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Ein Zwischenfall im Persischen Golf belastet die Beziehungen zwischen London und Teheran. Offenbar kreisten iranische Kriegsschiffe zwei britische Marine-Boote ein - und zwangen sie, in iranische Hoheitsgewässer zu fahren. Die britische Regierung fordert die "sofortige und sichere Rückkehr" der Soldaten. Vor drei Jahren gab es bereits eine ähnliche Situation.

Der Vorfall habe sich gegen 10.30 Uhr Ortszeit ereignet, erklärte das britische Verteidigungsministerium. Die Besatzungsmitglieder der Fregatte "HMS Cornwall" befanden sich demnach in zwei Schlauchbooten, um eine Routinekontrolle zur Vereitelung von Waffenschmuggel vorzunehmen.

Derartige Inspektionen sollten den Schmuggel von irakischem Erdöl sowie von Waffen unterbinden helfen und seien voll und ganz durch UN-Resolutionen gedeckt, hieß es in London.

Der Kommandant der "Cornwall", Commodore Nick Lambert, sagte, seine ganze Sorge gelte jetzt der Sicherheit seiner verschleppten Soldaten. Die Besatzung beobachtete den Zwischenfall, aber sie versuchte nicht, einzugreifen.

Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums erfolgten die Festnahmen in irakischen Hoheitsgewässern und nicht auf iranischem Gebiet, wie Teheran behauptet habe. Die Briten seien von einer Marineeinheit der iranischen Revolutionsgarde gefangen genommen worden, bestätigte ein Beamter des US-Verteidigungsministeriums.

Keine Reaktion aus Teheran

Unmittelbar nach Bekanntwerden des Vorfalls wurde der iranische Botschafter ins Londoner Außenministerium einbestellt. "Die britische Regierung fordert die sofortige und sichere Rückkehr unserer Leute und der Ausrüstung", hieß es in einer Erklärung von Außenministerin Margaret Beckett.

Aus Teheran gab es zunächst keine Reaktion zu dem Zwischenfall. Der Iran befindet sich gerade mitten in den Feierlichkeiten zum persischen Neujahrsfest, so dass am Freitag alle Behörden geschlossen waren.

Die Soldaten gehörten zu einer Einheit der Royal Navy, die unter einem UN-Mandat die Sicherheit der irakischen Ölterminals und der irakischen Hoheitsgewässer im Persischen Golf gewährleisten sollen.

Hintergrund der Spannungen zwischen beiden Ländern ist, dass London derzeit im UN-Sicherheitsrat in New York zu den treibenden Kräften hinter einer angestrebten Resolution gehört, mit der die Sanktionen gegen Teheran wegen dessen Nuklearprogramm verstärkt werden sollen. Westliche Staaten, darunter auch Deutschland, wollen verhindern, dass der Iran Atomwaffen entwickelt.

Zudem hat Großbritannien dem Iran gerade erneut vorgeworfen, Angriffe auf britische Truppen, die in der südirakischen Hafenstadt Basra stationiert sind, durch Waffen und Geld für Aufständische zu fördern. Der Kommandeur der britischen Truppen in Basra, Oberstleutnant Justin Maciejewski, beklagte, der Iran mische sich im Irak ein und gefährde dabei zielgerichtet das Leben britischer Soldaten.

Britische Soldaten bereits 2004 festgehalten

Die Festnahme der Marineangehörigen war nicht der erste derartige Vorfall. Im Juli 2004 hatte die iranische Marine im Schatt el Arab, dem Mündungsfluss von Euphrat und Tigris, drei britische Patrouillenboote aufgebracht und acht Marinesoldaten festgenommen.

Sie waren gefesselt mit verbundenen Augen im iranischen Fernsehen vorgeführt worden. Nach viertägigen Verhandlungen kamen sie jedoch frei. Damals hatten die Briten eingeräumt, dass die Boote möglicherweise durch einen Navigationsfehler in iranische Gewässer geraten seien. Jetzt schloss London eine solche Möglichkeit von vornherein aus.

© dpa/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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