Vorfälle im AKW Krümmel:Vattenfall lenkt ein

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Vattenfall hat sich nun doch dem Druck der Staatsanwaltschaft gebeugt und die Personalien eines Zeugen übergeben. Die Behörden ermitteln wegen fahrlässiger Körperverletzung.

Nach den Pannen im schleswig-holsteinischen Atomkraftwerk Krümmel hat der Betreiber Vattenfall die Befragung des Reaktorfahrers doch noch ermöglicht, nachdem die Staatsanwaltschaft einen richterlichen Durchsuchungsbeschluss vorgelegt hatte.

"Eine Durchsuchung im Wortsinne hat nicht stattfinden müssen", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Lübeck am Freitag und präzisisierte Angaben vom Mittag. "Nach Vorlage der Beschlüsse war die Leitung bereit, Namen zu nennen."

Dabei geht es um die Identität eines Reaktorfahrers, der während des Trafo-Brandes am 28. Juni Atemschutz hatte anlegen müssen, nachdem Rauch in den Leitstand des Atomkraftwerks gelangt war.

Nach Ansicht der Ermittler ist nicht auszuschließen, dass der Reaktorfahrer "Anzeichen einer Rauchvergiftung" erlitten hat. Dies könnte in strafrechtlicher Hinsicht den Tatbestand der fahrlässigen Körperverletzung erfüllen. Dazu wollten die Ermittler den Reaktorfahrer als Zeugen befragen.

Laut Staatsanwaltschaft hatte Vattenfall die Personalien des Mannes zunächst nicht genannt. Dazu sagte der für Vattenfalls Atomkraftwerke zuständige Geschäftsführer Bruno Thomauske, man habe am Donnerstagabend vergeblich versucht, Kontakt mit der Staatsanwaltschaft aufzunehmen.

Er wies zudem den Vorwurf zurück, sein Unternehmen würde Ermittlungen der Staatsanwaltschaft behindern. Die Polizei habe aufgrund einer anonymen Anzeige, es habe Verletzte gegeben, den Betreiber informiert.

Daraufhin habe Vattenfall der Polizei gegenüber erklärt, dass es keine Verletzten gegeben habe. "Aus der Fürsorgepflicht für meine Mitarbeiter habe ich entschieden, den Namen des Reaktorfahrers zunächst nicht zu nennen", sagte Thomauske. Dies habe der Mitarbeiter am Freitag gegenüber der Staatsanwaltschaft bestätigt, teilte der Energiekonzern in Hamburg mit.

Landtag zieht Entzug der Betriebserlaubnis in Betracht

Auch im Kieler Landtag waren die Vorfälle Thema: Als Konsequenz aus den Pannen in den Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel zieht Schleswig-Holsteins Landtag auch einen Entzug der Betriebserlaubnis in Betracht. Einem entsprechenden Antrag der CDU und der SPD folgte am Freitag auch der Südschleswigsche Wählerverband (SSW).

"Das Unternehmen Vattenfall ist selber zum Störfall geworden", sagte der SPD-Energieexperte Olaf Schulze in der Debatte. CDU-Energiepolitiker Manfred Ritzek erklärte, jeder Betrieb von Kernkraftwerken sei nur zu rechtfertigen, "wenn der Betrieb mit höchster Sicherheit - ohne Einschränkungen" erfolge..

Grüne und FDP scheiterten mit Einzelforderungen, die über den CDU/SPD-Antrag hinaus gingen. Nächste Woche soll es eine Sondersitzung des Fachausschusses geben. Dort soll die für Atomaufsicht zuständige Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) detailliert über die Vorfälle und ihre Maßnahmen berichten. Auch der Betreiber Vattenfall ist eingeladen.

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