Von der Leyen in der Kritik:Familienpolitik wird Reizthema der Regierung

Lesezeit: 2 min

In der Erziehung Werte vermitteln - aber erst einmal nur christliche; Elterngeld zahlen - aber dabei junge Väter in die Pflicht nehmen: Die Familienministerin sorgt mit ihren Plänen auch in der eigenen Partei für Aufruhr.

Nico Fried

Gemeinsam mit der evangelischen Landesbischöfin Margot Käßmann und dem katholischen Kardinal Georg Sterzinsky rief von der Leyen am Donnerstag ein "Bündnis für Erziehung" ins Leben.

Es soll nach Angaben der Ministerin zu einem Netzwerk ausgebaut werden, mit dem eine werteorientierte Erziehung gefördert werden soll. Die Ministerin hob hervor, dass es vor allem darum gehe, in der frühkindlichen Erziehung stärkere Akzente zu setzen.

"Eltern wollen gute Eltern sein. Sie finden aber auf viele Fragen keine Antworten", sagte die Ministerin. Mit dem Bündnis, das Bausteine für eine werteorientierte Erziehung erarbeiten will, sollte auch Erziehern eine Handlungsanleitung geboten werden.

Von der Leyen wies Vorhaltungen zurück, ein Bündnis alleine mit den Kirchen grenze andere Gruppen aus. Es sei wichtig, bei der Werteorientierung zunächst eine eigene Position zu definieren, "um sich später auch anderen Religionen öffnen zu können".

Ausdrücklich betonte die Ministerin zudem, es handele sich erst um den Beginn eines Bündnisses, dem sich auch andere Gruppen anschließen könnten.

"Wertedebatte überfällig"

Dazu plant die Ministerin für den Herbst ein zweites Treffen, zu dem auch Vertreter anderer Religionsgruppen, der Wohlfahrtsverbände und der Wirtschaft eingeladen werden sollen.

Die Ministerin wies darauf hin, dass im Bereich der Kindergärten die Kirchen unter den freien Trägern einen Anteil von 72 Prozent haben. Allerdings ist diese Zahl irreführend, da die Gemeinden nicht mitgezählt werden.

Der Anteil der kirchlichen Kitas an der Gesamtzahl beträgt lediglich 44 Prozent. Die stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marianne Demmer, sagte, eine Wertedebatte sei überfällig.

Allein ein "Bündnis für christliche Erziehung" helfe aber nicht weiter. "Deutschland ist kein Gottesstaat, sondern ein säkularer Staat, dessen Wertesystem auf den universellen Menschenrechten aufgebaut ist."

Kritik kam auch von der FDP und den Grünen. Von der Leyens Forderung, christliche Werte wieder zum Fundament der Erziehung zu machen, sei "ein Affront gegen andere Religionen", sagte der FDP-Kirchenpolitiker Hans-Michael Goldmann. Die Grünen forderten die Ministerin auf, das "Bündnis für Erziehung" mit den beiden Kirchen zurückzuziehen.

Beim zweiten familienpolitischen Streitthema, dem Elterngeld, verteidigte von der Leyen ihr Modell der so genannten Vätermonate.

Mit dieser Maßnahme wolle man jungen Vätern "den Rücken stärken".

Väter könnten so Kompetenzen erwerben, die auch der Wirtschaft zugute kämen. Unter den Ministerpräsidenten der Union hatte sich in den vergangenen Tagen Widerstand gegen dieses Vorhaben formiert.

Die Vorsitzende des Familienausschusses im Bundestag, Kerstin Griese (SPD), stellte sich hingegen hinter die Ministerin. Die Vätermonate seien "ein zusätzliches, positives Angebot des Staates", sagte sie der Süddeutschen Zeitung.

Damit werde Eltern die Möglichkeit gegeben, dass sich beide für einige Zeit in der Elternzeit um ihr Kind kümmern können. "Niemand wird dazu gezwungen", sagte Griese.

Die Erfahrung zeige aber, dass in Deutschland die Männer, von denen sich gegenwärtig nur etwa fünf Prozent an der Elternzeit beteiligten, "bisher zu kurz kommen".

Sie wundere sich über "die Diskussion in der CSU und unter den Unions-Ministerpräsidenten, die sich anscheinend der Lebensrealität junger Menschen verschließen und an einem Rollenbild festhalten, das immer weniger praktiziert wird".

© SZ vom 21.4.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: