Volksabstimmung in Frankreich:EU-Verfassung - die Stimmung steigt

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Paris macht sich Sorgen um das anstehende Referendum zur EU-Verfassung. Deshalb wirbt die französische Regierung seit Wochen heftig für das Vertragswerk der Union - offenbar mit Erfolg.

Die Chancen für eine Annahme der EU-Verfassung durch die französische Bevölkerung sind offenbar wieder gestiegen: Zum ersten Mal seit über einem Monat liegen die Befürworter der Verfassung in einer nun veröffentlichten Umfrage in Führung.

Auch die Studenteschaft macht in Frankreich mobil - sie unterstützen die EU-Verfassung. (Foto: Foto: Reuters)

52 Prozent der Befragten wollen laut der von der Tageszeitung Le Monde veröffentlichten Erhebung bei dem Referendum am 29. Mai für das Vertragswerk stimmen, 48 Prozent dagegen. Die Umfrage wurde vom Meinungsforschungsinstitut Sofres durchgeführt.

Eine Erhebung des Meinungsforschungsinstitut Ifop für das Journal du dimanche ergab allerdings eine genau umgekehrte Verteilung: Nach der am Freitagabend veröffentlichten Umfrage sind die Gegner der EU-Verfassung mit 52 Prozent noch immer in der Mehrheit, wenn die Befürworter mit 48 Prozent auch gegenüber früheren Erhebungen aufholten.

Seit Mitte März hatten bislang alle Umfragen eine Mehrheit für die Verfassungsgegner ergeben, den höchsten Wert ermittelte das Institut Market Tools vor gut einer Woche mit 62 Prozent Ablehnung.

Der Vorsitzende der Sozialistischen Partei, François Hollande, freute sich im Radio France-Info, die Kampagne beginne Früchte zu tragen. Der Fernsehauftritt des ehemaligen sozialistischen Premierministers Lionel Jospin, der erste seit dessen Niederlage bei der Präsidentschaftswahl 2002, werde den Trend noch verstärken, sagte Hollande, dessen Partei über die EU-Verfassung tief zerstritten ist.

Das Rennen werde bis zum Schluss offen bleiben. Auch im Elysée-Palast wurde darauf hingewiesen, dass das "Nein" an Boden verliere. "Die Franzosen sind gern rebellisch, aber bei allen wichtigen Entscheidungen haben sie sich immer zu Gunsten Frankreichs geäußert", verlautete aus der Umgebung von Staatspräsident Jacques Chirac.

Der amtierende EU-Ratsvorsitzende, der Luxemburger Jean-Claude Juncker, warnte die Franzosen in Le Monde vor der Illusion, die Verfassung werde bei einer Ablehnung nachverhandelt. Diese Einschätzung zeuge von "schreiender Naivität".

Bei der Sofres-Umfrage für Le Monde, den Fernsehsender LCI und das RTL-Radio gab ein Viertel der Befragten an, sich noch nicht festgelegt zu haben. Von den anderen drei Vierteln sind 63 Prozent ihrer Meinung ganz sicher.

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