Virus und Wirtschaft:Vorläufige Sendepause

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Nur mit Maske zum Apple-Store: Peking im Februar. (Foto: Lintao Zhang/Getty Images)

Verschobene Messen und Engpässe, bei Apple und anderen: Industrie und Handel leiden - vor allem auch unter den widersprüchlichen Signalen aus Peking.

Von Christoph Giesen

Die Auswirkungen der Coronavirus-Krise hinterlassen immer tiefere Spuren in der Weltwirtschaft. Mit dem iPhone-Hersteller Apple kappt erstmals ein weltweit führender Konzern seine Geschäftsziele wegen der Epidemie in China. Das Unternehmen gab bekannt, seine erst wenige Wochen alte Umsatzprognose für das laufende Quartal zu verfehlen. Bei iPhones gebe es Lieferengpässe, weil die Produktion in der Volksrepublik langsamer hochgefahren werde als geplant, teilte der Konzern mit. Zudem sei der Absatz von Apple-Geräten in China zuletzt gedämpft gewesen. Auch die Pekinger Automesse im April wird verschoben. Wie die Veranstalter mitteilten, sei die Entscheidung getroffen worden, "um die Gesundheit und Sicherheit der Aussteller und Teilnehmer zu gewährleisten". Die wichtigste Messe auf dem weltgrößten Automarkt sollte eigentlich vom 21. bis 30. April in der chinesischen Hauptstadt abgehalten werden.

Chinas radikale Maßnahmen im Kampf gegen die Lungenkrankheit lösen zudem Verwirrung aus bei vielen Unternehmen im Land. Die Europäische Handelskammer in China teilte am Dienstag in Peking mit, dass widersprüchliche Regeln lokaler Stellen es schwierig machten, die Arbeit diese Woche nach den - wegen des Virus schon verlängerten - Ferien über das chinesische Neujahrsfest wieder aufzunehmen. "Das Ausmaß der Herausforderungen ist riesig", sagt Kammerpräsident Jörg Wuttke. Lieferketten seien unterbrochen. Auch könnten Produkte nicht verschifft werden. "Sachen aus China herauszubekommen, ist herausfordernd", so der Kammerpräsident. "Hört auf, widersprüchliche Vorschriften im ganzen Land zu haben", appelliert er an die chinesische Führung.

Völliges Unverständnis äußerte die Handelskammer über den Zwang zu 14-tägiger Quarantäne in Peking für Reisende aus dem Ausland und aus dem Rest der Volksrepublik. "Es ist schon komisch, dass ich in Peking ein Flugzeug besteigen kann und in Frankfurt nicht in Quarantäne komme", sagte Wuttke. Aber umgekehrt müssten Reisende aus Deutschland, das nicht vom Virus betroffen sei, in Chinas Hauptstadt in Quarantäne. Die am Freitag erlassene Verfügung stehe auch im Widerspruch zu den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation. "Wer wird denn noch in Frankfurt in ein Flugzeug nach China steigen, wenn er hier in Quarantäne kommt", fragte Wuttke. Die Anweisung schade dem Geschäft.

© SZ vom 19.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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