Video-Botschaft des Entführten:Deutsche Geisel fleht um ihr Leben

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Der arabische TV-Sender al-Dschasira hat ein Video ausgestrahlt, das den vor knapp zwei Wochen in Afghanistan entführten deutschen Bauingenieur zeigt. Der Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin, Martin Jäger, bezeichnete das Video als "gezielt lanciertes Dokument der Einschüchterung".

Die Entführer des vor knapp zwei Wochen in Afghanistan verschleppten deutschen Bauingenieurs erhöhen den Druck auf die Bundesregierung: Der arabische TV-Sender al-Dschasira strahlte am Dienstag ein Video aus, auf dem die Geisel zu sehen ist.

Der Nachrichtensprecher von al-Dschasira sagte, der 62-Jährige habe die Deutschland und die USA angefleht, "die Truppen aus Afghanistan abzuziehen" und ihm zu helfen, damit er zu seiner Familie zurückkehren könne. Die Stimme der Geisel selbst war auf dem Video kaum zu hören.

Der Entführte ist inmitten von maskierten Männern zu sehen, die Gewehre tragen. Einer der Bewaffneten bedroht Rudolf B. mit einem Granatwerfer.

Medienberichten zufolge gibt der Deutsche in dem Video auch die Forderung wieder, im Austausch für ihn zwölf Taliban-Kämpfer aus afghanischer Haft freizulassen. Nur dann würden er und seine vier afghanischen Begleiter freigelassen.

Am Sonntag hatte ein Taliban-Sprecher die Freilassung von zehn Taliban-Kämpfern gefordert. Dem Deutschen gehe es nicht sehr gut, der Diabetiker verliere immer wieder das Bewusstsein, sagte er zu diesem Zeitpunkt. Das nun veröffentlichte Video gibt keinen Hinweis darauf, von wann die Aufnahme stammt.

Der Sender strahlte noch ein zweites Video aus, auf dem laut al-Dschasira vier mit dem Deutschen entführte Afghanen zu sehen sind. Diese hätten die afghanische Regierung gebeten, auf die Forderungender Kidnapper einzugehen.

Der entführte Deutsche befand sich nach dpa-Informationen zumindest noch am Montag in Ghasni in der Hand einer örtlichen Taliban-Gruppe mit kriminellem Hintergrund, die nur lose Verbindung zu den straffer organisierten Rebellen von Mullah Omar und des Taliban-Sprechers Kari Jussif Ahmadi unterhalten soll.

Der Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin, Martin Jäger, bezeichnete das Video als "gezielt lanciertes Dokument der Einschüchterung". Er fügte hinzu: "Die Experten des Krisenstabes sind dabei, die Videobotschaft sorgfältig zu analysieren und auszuwerten." Der Krisenstab unternehme weiterhin alles, um die Freilassung der Geisel zu erreichen.

Rudolf B. war gemeinsam mit dem in Geiselhaft umgekommenen Rüdiger D. vor fast zwei Wochen verschleppt worden. Al-Dschasira liegt nach eigenen Angaben auch ein Video mit den vier afghanischen Begleitern des Deutschen vor.

Die Leiche von Rüdiger D. wurde am 22. Juli gefunden. Sie wird in Köln obduziert, um die genauen Todesumstände zu klären.

Ban Ki Moon verurteilt Tötung von Südkoreanern

Kurz nach den beiden Deutschen war in Afghanistan eine Gruppe von 23 Südkoreanern entführt worden. Nachdem die Entführer am Montag bereits eine zweite männliche Geisel getötet hatten, stellten sie am Dienstag ein neues Ultimatum. Bis Mittwochmittag soll die afghanische Regierung in einen Gefangenenaustausch einwilligen.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte die Tötung der beiden Südkoreaner am Dienstag scharf. Die Geiseln, die nach Afghanistan gekommen seien um zu helfen, sollten nicht in den Konflikt hineingezogen werden, erklärte Ban, der ebenfalls aus Südkorea stammt.

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