Verschwundene Videobänder:Pentagon filmte Verhöre

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Die Suche nach den verschwundenen CIA-Videos war offenbar erfolgreich: 20 Bänder liegen laut New York Times nun vor. Darauf sind Verhöre zweier Terrorverdächtiger zu sehen.

Das US-Verteidigungsministerium hat nach einem Bericht der New York Times erstmals offiziell das Filmen von Verhören von Terrorverdächtigen zugegeben. Wie das Blatt am Donnerstag unter Berufung auf einen Militärsprecher berichtete, liegen dem Pentagon etwa 50 Videobänder mit Aufzeichnungen von Vernehmungen zweier Beschuldigter vor.

Große Suchaktion nach verschwundenen Filmmitschnitten auch im Pentagon. (Foto: Foto: AP)

In einem Fall sei den beiden laut singenden Männern beim Verhör der Mund mit Klebeband verschlossen worden. Es seien aber keine Hinweise auf Folter zu sehen, hieß es in dem Bericht.

Nach der im vergangenen Jahr bekanntgewordenen Affäre um vernichtete Videomitschnitte des Geheimdienstes CIA von "harschen" Verhören mutmaßlicher Terroristen habe das Pentagon im Januar eine großangelegte Suche nach möglichen Aufnahmen eingeleitet.

Es sei in allen Militäreinrichtungen vom Irak bis zum Gefangenenlager Guantánamo Bay auf Kuba nach Filmmitschnitten geforscht worden. Zur Zeit scheine es, dass seit 2001 nur ein kleiner Teil der zehntausenden Verhöre weltweit mitgeschnitten wurde, schreibt das Blatt.

Die US-Bundespolizei FBI hatte in den vergangenen Jahren harsche Praktiken von Ermittlern in Guantánamo dokumentiert. Die CIA darf weiter umstrittene Verhörmethoden anwenden, zu denen auch das berüchtigte "Waterboarding", das simulierte Ertränken, gehört.

Gegner der Methode verfehlten erst am Dienstag im US-Repräsentantenhaus eine Zweidittelmehrheit, die das Veto von US-Präsident George W. Bush gegen ein gesetzliches Verbot aufgehoben hätte.

Im Senat und im Abgeordnetenhaus war das sogenannte Anti-Folter- Gesetz bereits verabschiedet worden. Präsident Bush hatte den Gesetzesentwurf jedoch abgelehnt, da er der CIA im Kampf gegen "abgehärtete Terroristen" die Hände binden würde.

Die Bush-Regierung hatte nach den Anschlägen des 11. September 2001 ein geheimes Inhaftierungs- und Verhörprogramm entwickelt, das den Geheimdiensten im Gegensatz zum Militär den Gebrauch von härteren Methoden bei Verhören von Terrorverdächtigen erlaubt. Mit dem Gesetz sollte die CIA verpflichtet werden, den strengen Verhörvorschriften des US-Verteidigungsministeriums zu folgen.

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