Verschleppter Deutscher:Nigerianische Rebellen bestreiten Entführung

Bislang fehlt jede Spur von dem vermissten Mitarbeiter eines Mannheimer Baukonzerns. Aufständische erklärten, sie hätten den Deutschen nicht gekidnappt - sondern Kriminelle.

Medienberichten zufolge erklärte der Sprecher der Rebellen-Gruppe Mend, sie habe mit der Entführung nichts zu tun. Eine "kriminelle Bande" sei stattdessen für die Tat verantwortlich.

Derweil gab die nigerianische Polizei Details der Entführung bekannt: Uniformierte Männer hätten den Deutschen, der in der Erdölförderung arbeitete, sowie seinen Fahrer in der Nähe einer Kasernenanlage in der Hafenstadt Port Harcourt im Süden des Landes verschleppt. Den Geländewagen der beiden Entführten habe die Polizei später gefunden, sagte eine Polizeisprecherin. Zunächst bekannte sich niemand zu der Entführung.

Die Firma Bilfinger Berger erklärte, sie habe Hinweise darauf, dass ein Mitarbeiter des Konzerns im Niger-Delta vermisst werde; weitere Angaben wollte das Unternehmen nicht machen.

2006 schon mehr als 30 Ausländer entführt

Militante Gruppen wie die Befreiungsbewegung des Niger-Deltas hatten in der Region zuletzt häufig ausländische Ölarbeiter als Geiseln genommen oder Einrichtungen der Ölindustrie angegriffen - meist um soziale Forderungen wie die Schaffung von Arbeitsplätzen durchzusetzen. Seit Januar wurden mehr als dreißig ausländische Arbeiter vorübergehend entführt.

Als Folge der Angriffe ging die Erdölförderung in den vergangenen Monaten stark zurück. Nigeria ist weltweit der sechsgrößte Ölexporteur. Mehr als 95 Prozent seiner Devisen bezieht das westafrikanische Land aus dem Ölverkauf. Zugleich lebt ein Großteil der Bevölkerung in bitterer Armut.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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