Vermisste Deutsche im Irak:Entführer hatten angeblich Kontakt zu Familienmitglied in Berlin

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Die Kidnapper der zwei Deutschen im Irak hatten sich laut einem Medienbericht in der vergangenen Woche bei einem Familienmitglied in Berlin gemeldet. Das Auswärtige Amt soll auf diese Art vom Verschwinden der beiden erfahren haben.

Das berichtete die Berliner Zeitung. Die Entführer haben sich demnach bei der Schwester des 20-Jährigen, der zusammen mit seiner Mutter gekidnappt worden sei, gemeldet. Sie lebe in Berlin. Ein Außenamtssprecher wollte nicht dazu Stellung nehmen, ob es bereits Kontakt zu den Entführern gibt. Von offizieller Seite gibt es keine Bestätigung, dass es sich tatsächlich um eine Geiselnahme handelt. Eine Entführung schloss Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) aber nicht aus.

Die 60 Jahre alte Ehefrau eines Irakers und ihr 20-jähriger Sohn sind seit vergangenem Dienstag aus ihrem Haus in Bagdad verschwunden. Nach ARD-Angaben leben die beiden Verschleppten seit Jahren im Irak. Der Sohn arbeitete als Techniker im irakischen Außenministerium.

Politischer Hintergrund vermutet

Der Hintergrund der Entführung ist Medienberichten zufolge noch unklar. Nach Informationen des Berliner Tagesspiegels haben die Geiselnehmer gedroht, den erwachsenen Sohn zu erschießen. Der Vater, ein irakischer Arzt, sei zum Zeitpunkt des Überfalls nicht in der Wohnung gewesen.

Als mögliche Hintermänner vermuteten deutsche Sicherheitskreise neben anderen Anhänger des früheren Diktators Saddam Hussein. Laut Bild-Zeitung geht die Bundesregierung von einem politischen Hintergrund aus. Dagegen spricht nach Einschätzung von Experten, dass bisher kein Geiselvideo aufgetaucht sei.

Nach Angaben des Auswärtigen Amtes (AA) halten sich noch etwa 100 Bundesbürger im Irak auf. Darunter seien auch Personen, die trotz eindringlicher Reisewarnungen in das Land eingereist seien. Dazu gehörten außerdem einzelne Firmenvertreter und deutsche Mitarbeiter von Sicherheitsfirmen.

Die größte Gruppe der deutschen Staatsangehörigen befindet sich auf Grund von familiären Bindungen im Lande - also Iraker mit deutschen Pass oder Deutsche, die schon lange dort leben. Ein AA-Sprecher betonte, "unabhängig vom aktuellen Wohnort" gelte für alle deutschen Staatsangehörige die konsularische Betreuungspflicht.

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