Verlegung von 850 Soldaten im Irak:Briten eilen den USA in der Kampfzone zu Hilfe

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Großbritannien will den US-Truppen in den irakischen Unruhegebieten militärisch zu Hilfe zu kommen. Das sei jedoch keine indirekte Wahlkampfhilfe für Präsident Bush, sagt Verteidigungsminister Geoff Hoon.

Verteidigungsminister Geoff Hoon verwahrte sich am Donnerstag vor dem Unterhaus gegen Kritik, London leiste mit der Verlegung von Soldaten in den amerikanischen Sektor indirekt Wahlkampfhilfe für Präsident George W. Bush. Die Verschiebung sei militärisch, nicht politisch begründet.

Nach Aussage Hoons betrifft die Verlegung 850 Soldaten. Über den Zeitpunkt der Aktion machte der Verteidigungsminister keine genauen Angaben. Der Einsatz sei zeitlich begrenzt und werde "eher Wochen als Monate" dauern.

9000 britische Soldaten sind im Irak stationiert...

Die Soldaten sollten nicht direkt in Bagdad und in den Rebellenhochburgen wie Falludscha eingesetzt werden, sondern etwa 40 Kilometer südlich von Bagdad. Die US-Streitkräfte hatten ihren wichtigsten Bündnispartner im Irak darum gebeten, eine Einheit aus dem britischen Sektor in die umkämpfte Zone um Bagdad zu entsenden.

Die amerikanischen Soldaten erhoffen sich davon eine Entlastung, um ihren Kampf gegen Aufständische intensivieren zu können.

Innenpolitisch ist die Entscheidung der britischen Regierung höchst umstritten. Am Mittwoch hatten 45 Unterhausabgeordnete, nahezu ausschließlich Mitglieder der regierenden Labour-Partei, eine Abstimmung über die Verlegung gefordert.

Aus den Reihen der Opposition wurde bereits in den vergangenen Tagen Kritik laut, die Truppenverlegung sei ein Wahlkampfgeschenk für Bush. Dennoch habe es im Kabinett letztlich "einstimmige Unterstützung" für die Verlegung gegeben, betonte ein Regierungssprecher.

...seit Kriegsbeginn starben 68 von ihnen

Hoons Worten zufolge ist die Verschiebung Teil der Bemühungen, das "richtige Umfeld" für die Wahlen im Irak zu schaffen, die für Januar 2005 geplant sind. Derzeit sind etwa 9000 britische Soldaten im Irak im Einsatz. Sie sind rund um die Hafenstadt Basra im Süden des Landes stationiert.

Sei Kriegsbeginn Anfang 2003 kamen 68 britische und mehr als tausend US-Soldaten ums Leben. Während Hoon vor dem Unterhaus eine Aufstockung des Truppenkontingents ablehnte, berichtete die britische Tageszeitung The Times am Donnerstag von gegensätzlichen Plänen.

Ein Nachschub von zwei Bataillonen - etwa 1300 Soldaten - sei im Gespräch, schrieb die Zeitung unter Berufung auf den britischen General John McColl, der nach sechs Monaten als stellvertretender Kommandeur der multinationalen Streitkräfte den Irak verlässt. Es sei aber alles noch im Planungsstadium.

© SZ vom 22.10.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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