Verhandlungen:Irak wollte Krieg angeblich in letzter Minute verhindern

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Die irakische Führung hatte offenbar versucht, über geheime Kanäle die USA von einem Krieg gegen ihr Land abzubringen. Das Angebot, das unter anderem freie Wahlen und Konzessionen für amerikanische Ölkonzerne in Aussicht gestellt hatte, wurde von den Amerikanern nicht "besonders ernst" genommen.

Über den US-libanesischen Geschäftsmann Imad Hage habe der damalige irakische Geheimdienstchef Tahir Habbusch den USA angeboten, sie könnten sich mit "tausenden Agenten oder Inspekteuren" davon überzeugen, dass Irak keine Massenvernichtungswaffen habe, berichtete der US-Fernsehsender ABC.

Hage sagte dem Sender, er habe mehrere Treffen mit irakischen Geheimdienstvertretern zunächst in Beirut und dann in Bagdad gehabt.

Über die Verbindung habe der Irak zudem freie, von den Vereinten Nationen überwachte Wahlen, Konzessionen für amerikanische Ölkonzerne und die Überstellung des angeblich seit 1994 in Irak inhaftierten al-Qaida-Terroristen Abdul Rahman Yasin in Aussicht gestellt, meldete der Sender weiter.

Yasin ist US-Bürger und wird wegen seiner Beteiligung am Anschlag auf das New Yorker World Trade Center im Februar 1993 gesucht.

Die Gesprächsinitiative wurde den Angaben zufolge Anfang oder Mitte Februar gestartet. Laut dem Nachrichtenmagazin Newsweek scheiterte das Vorhaben unter anderem daran, dass der Geschäftsmann wenig später mit einer scharfen Pistole und vier Schreckschusswaffen im Handgepäck bei der Abreise am internationalen Flughafen von Washington festgenommen wurde.

Weil Hage aber einen liberianischen Diplomatenpass habe, habe er in seine Heimat Libanon weiterreisen dürfen. Pentagon-Berater Richard Perle, der in die Verhandlungen eingebunden war, sagte Newsweek, er habe die irakische Initiative nie "besonders ernst" genommen.

Demokraten wollen US-Regierung Manipulation nachweisen

Unterdessen ist im Geheimdienstausschuss des US-Senats ein Streit über das Vorhaben der Demokraten entbrannt, der Regierung in Washington die Manipulation von Geheimdienstinformationen zu Irak nachzuweisen.

In einem teilweise vom Fernsehsender Fox News veröffentlichten Dokument der demokratischen Senatsminderheit heißt es, diese habe die wichtige Aufgabe, die "Irreführung - wenn nicht unehrlichen Methoden und Motive - ranghoher Vertreter der US-Regierung" zu enthüllen, die einen "unilateralen und präventiven" Krieg gegen Irak rechtfertigen sollten.

Die Authentizität des am Mittwoch teilweise veröffentlichten zweiseitigen Dokuments wurde von mehreren demokratischen Politikern bestätigt. Republikaner warfen den Demokraten daraufhin vor, die Untersuchung zu Geheimdienstmaterial, das die Regierung zu Irak verwendet hatte, politisch missbrauchen zu wollen.

Zudem werde dadurch die Arbeit des Gremiums diskreditiert, sagte der Ausschussvorsitzende Pat Roberts.

Kritiker werfen der Regierung in Washington vor, den Krieg gegen Irak mit zweifelhaftem Geheimdienstmaterial gerechtfertigt zu haben. Dazu gehört unter anderem die sich später als falsch erwiesene Behauptung, Irak habe in Niger Uran kaufen wollen.

(sueddeutsche.de/AFP)

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