Verhandlungen in Simbabwe:Die Faust nicht erhoben

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Die Kluft zwischen Regierung und Opposition schien nach der Wahl unüberbrückbar. Doch jetzt gibt es in Simbabwe Fortschritte auf dem Weg zu einer Regierung der nationalen Einheit.

In Simbabwe sind die Verhandlungen über die Machtaufteilung in dem afrikanischen Krisenland am Montagabend erneut unterbrochen worden. Nach einer rund vierstündiger Unterredung meinte Präsident Robert Mugabe beim Verlassen des Konferenzhotels in der Hauptstadt Harare: "Keine Bange: Wir werden uns morgen wieder treffen." Es gebe bei den noch offenen Detailfragen bisher keine Fortschritte, die großen Streitpunkte seien weitgehend ausgeräumt.

Robert Mugabe verlässt das Rainbow Tower Hotel in Harare nach den Verhandlungen. (Foto: Foto: AFP)

Die Gespräche über die Bildung einer Koalitionsregierung waren am frühen Montagmorgen nach 14-stündigem Verhandlungsmarathon unterbrochen und am Abend wieder aufgenommen worden.

Nur wenige Stunden vor Wiederaufnahme der Verhandlungen über die Machtaufteilung in Simbabwe hatte Mugabe versöhnlichere Töne als bisher angeschlagen. Bei einer Kundgebung zum nationalen Heldentag vermied er jegliche Attacken auf die Opposition und sprach stattdessen von der Notwendigkeit zur Einheit.

"Nach einem Streit setzt sich die Familie zusammen - an dem Punkt sind wir jetzt", sagte Mugabe. Der Leiter der oppositionellen MDC-Splitterpartei, Arthur Mutambara, nahm an der Veranstaltung teil, Oppositionschef Morgan Tsvangirai dagegen blieb ihr fern.

Die Faust nicht erhoben

Der 84-jährige Mugabe hatte von einigen Hürden gesprochen, die bei der Fortsetzung der Gespräche überwunden werden könnten. Der südafrikanische Präsident Thabo Mbeki, der die Vermittlung geleitet hatte, hielt sich auch am Montag noch in Harare auf.

"Wir hatten eine lange Nacht, in der wir über einige kleine Hindernisse verhandelt haben", sagte Mugabe über die 14-stündigen Gespräche des Vortags. "Ich dachte schon, ich müsste meine Faust erheben, aber Mbeki blieb gelassen und sagte: Lasst uns weitersprechen."

MDC-Chef Tsvangirai lehnte eine Stellungnahme ab und verwies auf eine Erklärung, die Mbeki abgeben wolle. Dessen Sprecher ließ offen, ob eine Einigung kurz bevorstehe oder ob die Verhandlungen noch scheitern könnten.

Am Sonntag hatten Teilnehmer der Verhandlungen berichtet, sie stünden kurz vor einer Einigung auf eine Einheitsregierung. Demnach solle Mugabe Präsident bleiben und Tsvangirai das Amt des Regierungschefs übernehmen.

Ziel der Verhandlungen zwischen Mugabes ZANU(PF)-Partei und der Oppositionspartei MDC von Tsvangirai ist die Bildung einer Koalitionsregierung in dem afrikanischen Krisenstaat. Nach bisherigen Informationen soll Mugabe Präsident bleiben und Tsvangirai Ministerpräsident werden.

Besuch als Meilenstein

Mbekis Besuch in Harare wurde bereits vorab als Meilenstein gewertet. Der südafrikanische Präsident führte am Sonntag zunächst separate Gespräche mit Mugabe und Tsvangirai.

Mugabes umstrittene Wiederwahl Ende Juni hatte in Simbabwe Unruhen ausgelöst, bei denen Dutzende Menschen getötet und Tausende aus ihren Häusern vertrieben wurden. Tsvangirai, der bei der ersten Wahlrunde vorne gelegen hatte, verzichtete wegen gewaltsamer Übergriffe auf seine Anhänger auf die Teilnahme an der Stichwahl.

Mugabes Partei ZANU-PF und Tsvangirais Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) einigten sich dann Ende Juli auf Rahmenbedingungen für Gespräche zur Teilung der Macht. Seitdem verhandeln sie unter der Vermittlung Südafrikas über die detaillierte Umsetzung dieses Vorhabens.

© Reuters/dpa/AFP/segi/ihe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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