Vereiteltes Attentat in Glasgow:Polizei findet Abschiedsbrief

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Nach Berichten des Fernsehsenders CNN hat die Polizei bei einem der Attentäter von Glasgow einen Abschiedsbrief gefunden. Demnach wollten sich die Männer bei dem Anschlag in die Luft sprengen.

Die britische Polizei hat nach Angaben des US-amerikanischen Fernsehsenders CNN bei einem der Glasgower Attentäter einen Abschiedsbrief gefunden. Der Brief beschreibe die Motive der beiden Männer. CNN beruft sich auf eine nicht näher genannte Quelle im Umfeld der Ermittler. Die Sprache in dem Brief lasse keine Zweifel aufkommen, dass sich die beiden mit ihrem Wagen in die Luft sprengen wollten. Was genau in der Notiz steht und wo sie gefunden wurde, ist jedoch unklar.

Ermittlungen nach dem versuchten Anschlag auf den Glasgower Flughafen. Jetzt soll ein Abschiedsbrief der Attentäter gefunden worden sein. (Foto: Foto: AFP)

Zwei Männer hatten am Samstag einen brennenden und mit Gasflaschen beladenen Jeep in den Glasgower Flughafen gesteuert. Dabei soll es sich um die Ärzte Khalid Ahmed und Bilal Abdullah handeln. Zuvor waren in London zwei Autos mit Sprengsätzen entdeckt worden, die jedoch nicht explodierten.

Nach der Festnahme von acht mutmaßlichen Bombenattentätern hat Großbritannien seine Terrorwarnung inzwischen von der höchsten auf die zweithöchste Stufe gesenkt. Es gebe keine geheimdienstlichen Erkenntnisse mehr, wonach "ein terroristischer Angriff unmittelbar bevorstehen" könnte, erklärte Innenministerin Jacqui Smith.

Brown will Nationalen Sicherheitsrat

Wie außerdem bekannt wurde, befanden sich die nach den Anschlagsversuchen in London und Glasgow festgenommenen Terrorverdächtigen offenbar bereits im Visier des britischen Geheimdienstes MI5. Britische Zeitungen berichteten, der Geheimdienst habe mehrere der Verdächtigen in seinen Akten als Bekanntschaften von observierten Personen geführt.

Die Ermittlungen nach den fehlgeschlagenen Attentaten liefen weiter auf Hochtouren. Die Erkenntisse aus den Akten des MI5 seien hilfreich gewesen, "die Ermittlungen zu beschleunigen", hieß es in den Berichten der britischen Presse weiter.

Premierminister Gordon Brown kündigte unterdessen die Gründung eines "Nationalen Sicherheitsrates" an. Das Organ soll künftig bei der Terrorismus-Bekämpfung eine zentrale Rolle einnehmen. Brown stellte seine Pläne am Mittwochmorgen im Unterhaus vor.

Brown: "Niemals dem Terrorismus beugen"

Die Gründung des Sicherheitsrates sende die "klare Botschaft" aus, dass Großbritannien "wachsam sein und sich niemals der Gefahr des Terrorismus beugen wird", sagte Brown. Der Rat werde hilfreich sein, um "militärisches, polizeiliches, geheimdienstliches und diplomatisches Vorgehen aufeinander abzustimmen".

Als Lehre aus den versuchten Anschlägen werden Arbeitssuchende aus terrorvordächtigen Ländern in Großbritannien künftig noch stärker kontrolliert. Besonders streng müsse der staatliche Gesundheitsdienst NHS seine Kriterien für die Einstellung von Ausländern überprüfen, sagte Brown. Alle acht Verdächtigen, die seit Samstag festgenommen wurden, sind muslimische Ausländer, die als Ärzte oder medizinische Mitarbeiter beim NHS beschäftigt waren.

Ein Führungsmitglied des Terrornetzwerks al-Qaida hat einem Bericht der Zeitung Times zufolge fast drei Monate vor den gescheiterten Terrorattacken vor Anschlägen in Großbritannien gewarnt. Im April habe ein Al-Qaida-Führer einen britischen Geistlichen im Irak mit den Worten gewarnt: "Die, die euch heilen, werden euch töten". Der anglikanische Geistliche Andrew White habe diese Nachricht an das britische Außenministerium weitergegeben.

Vernehmungen in Australien

Ein Terrorexperte von Scotland Yard reiste nach Australien, um den dort am Montag festgenommenen Verdächtigen, den 27-jährigen Inder Mohammed Haneef, zu vernehmen. Die australischen Behörden sicherten zu, den Verdächtigen weitere 48 Stunden in Gewahrsam zu halten. Bis Ende der Woche solle geklärt werden, ob der Inder angeklagt, freigelassen oder nach Großbritannien ausgeliefert werde.

Die Familie von Mohammed Haneef zeigte sich im indischen Bangalore von dessen Unschuld überzeugt. "Wir sind zuversichtlich, dass er in ein oder zwei Tagen freikommt", sagte dessen Bruder Shoaib. "Er ist so ein guter Mensch, niemand wird in seinem Verhalten etwas Negatives finden können."

© sueddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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