Vereitelte Terroranschläge in New York:Bomben in der Bronx

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Wie das FBI eine mutmaßliche Terrorgruppe unterwanderte - und so Anschläge in New York verhinderte.

Moritz Koch

Die Polizei schlug zu, kurz nachdem die vier Terrorverdächtigen parkende Autos mit Sprengstoff präpariert hatten. Wie die Staatsanwaltschaft berichtete, wollten die vermeintlichen Verschwörer ihre Autobomben vor einer Synagoge und einem jüdischen Gemeindezentrum in der Bronx zünden.

Ein Polizist bewacht ein jüdisches Gemeindezentrum in der Bronx: Offenbar wollten die vermeintlichen Verschwörer hier Sprengstoffe zünden. (Foto: Foto: AP)

Was die Attentäter, die am Mittwochabend festgenommen wurden, nicht wussten: Der Plastiksprengstoff, den sie von einem Kontaktmann erworben hatten, war unscharf. Der Kontaktmann war ein Informant der Bundespolizei FBI.

"Dieser erneute Versuch, unsere Freiheit anzugreifen, zeigt uns, dass die Bedrohung New Yorks unglücklicherweise sehr real ist, und er unterstreicht, warum wir wachsam bleiben müssen", sagte New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg, der am Donnerstagmorgen die jüdische Gemeinde in der Bronx besuchte.

Seit den Terrorangriffen auf das World Trade Center im September 2001, bei dem 3000 Menschen starben, ist es in New York zu keinen Anschlägen mehr gekommen. Jonathan Rosenblatt, der Rabbi der Synagoge, die Ziel des Attentats werden sollte, sagte der New York Times, ihn habe die Nachricht schockiert und überrascht. Er habe sie aufgenommen "mit einer gewissen Ungläubigkeit darüber, dass etwas, das in die Welt der Titelblätter und Abendnachrichten gehört, in die ruhige Welt unserer Synagoge eingedrungen ist."

Das "beste Ziel" bereits getroffen

Nach Angaben der Ermittler handelt es sich bei den vier Verdächtigen um Muslime aus dem New Yorker Vorort Newburgh. Ihre Namen wurden als James Cromitie, David Williams, Onta Williams and Laguerre Payen angegeben. Drei der Männer sollen arabischer Herkunft sein und die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzen. Der Vierte soll aus Haiti stammen.

Cromitie, der als Anführer der Gruppe gilt und dessen Eltern vor seiner Geburt in Afghanistan lebten, soll dem FBI-Informanten gesagt haben, er sei empört über den Krieg gegen die Taliban. Daher wolle er "Amerika etwas antun". Nur sei das "das beste Ziel bereits getroffen" worden. Offenbar meinte Cromitie damit das World Trade Center.

Die Vereitelung der Anschlagspläne der Newburgher Terrorzelle kommt zu einer Zeit, in der die Debatte über den Umgang mit Terroristen in den USA wieder an Schärfe gewinnt. Lange hatte die Wirtschaftskrise die Schlagzeilen dominiert, doch seit Präsident Barack Obama entschieden hat, das Gefangenenlager Guantanamo zu schließen und brutale Verhörmethoden zu verbieten, entwickelt sich eine erbitterte Kontroverse um Menschenrechte und öffentliche Sicherheit.

Gegner der Regierung, darunter der frühere Vizepräsident Dick Cheney, werfen Obama vor, mit seiner liberalen Politik das Leben von Amerikanern aufs Spiel zu setzen. Die Verhaftungen in New York dürften die Diskussion um die Terrorgefahr weiter befeuern. Der demokratische Senator Charles Schumer erklärte in einer ersten Stellungnahme: "Wenn es irgendwelche guten Nachrichten über diesen Schrecken gibt, dann, dass die Gruppe relativ arglos war, früh unterwandert werden konnte und in keinem Kontakt zu anderen Terroristen stand."

Den Männern droht lebenslänglich

Die vier Verdächtigen hatten ihren Bombenangriff offenbar schon lange geplant, sie wurden bereits seit Juni 2008 vom FBI beschattet. Damals meldete sich der Informant bei den Bundespolizisten. Aus der Klageschrift der Staatsanwaltschaft geht hervor, dass sich der Kontaktmann im Oktober mit den Beschuldigten in einem Haus in Newburgh traf, das mit versteckten Überwachungssystemen ausgestattet war.

Neben den Attentaten auf die jüdische Gemeinde sollen die mutmaßlichen Terroristen vorgehabt haben, einen Militärflughafen im Bundesstaat New York anzugreifen, der von der Nationalgarde und der Luftwaffe benutzt wird und von dem aus Soldaten und Ausrüstung in den Irak und nach Afghanistan geflogen werden. Dafür hatten sie sich Stinger-Raketen bei ihrem Kontaktmann besorgt, die jedoch ebenfalls Attrappen waren. Noch am Donnerstag sollten die Verdächtigen vor ein Bundesgericht gebracht werden. Die Ermittler werfen ihnen unter anderem vor, sich zum Einsatz von Massenvernichtungswaffen innerhalb der USA und zum Kauf und der Verwendung von Boden-Luft-Raketen verschworen zu haben. Bei einer Verurteilung steht den vier Männern ein Leben hinter Gittern bevor.

© SZ vom 22.05.2009/hai - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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