Vereinte Nationen:Koenigs hört als Afghanistan-Gesandter auf

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Der Grünen-Politiker Tom Koenigs legt zum Jahresende sein Amt als UN-Sonderbeauftragter für Afghanistan nieder. Koenigs forderte erneut, mit den Taliban zu sprechen. Über seine Zukunftspläne sprach der 63-Jährige nicht - dem Millionenerben, Fischer-Intimus und früheren Stadtkämmerer von Frankfurt wird schon etwas einfallen.

Der UN-Sonderbeauftragte für Afghanistan, Tom Koenigs, will seinen Posten zum Jahresende aufgeben. Das sagte Koenigs in Kabul der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Was er danach tun wolle, sagte der 63 Jahre alte Koenigs nicht, sondern konterte: "Da bin ich für Anregungen offen."

Über die Lage in Afghanistan sagte Koenigs, man dürfe nicht darauf hoffen, dass die Taliban durch den Militäreinsatz zur bedingungslosen Kapitulation getrieben würden. Deshalb sei es richtig, mit den Taliban zu sprechen. Solche Verhandlungen müssten "örtlich und an einzelnen Punkten" anfangen. Es gehe auch darum, den Gegner zu spalten, indem man mit einigen Taliban-Gruppen spreche, sagte Koenigs. Er hatte im Februar 2006 sein Amt in Kabul angetreten.

Zuvor hatte der Grünen-Politiker und Freund von Ex-Außenminister Joschka Fischer ein bewegtes Leben geführt. Koenigs stammt aus einer Kölner Bankiersfamilie und absolvierte nach dem Abitur eine Lehre als Bankkaufmann.

Später studierte er in Berlin Betriebswirtschaftslehre. Dort war Koenigs in der Studentenbewegung aktiv und schenkte 1973 sein ererbtes Vermögen dem Vietkong und chilenischen Widerstandsgruppen. Die Summe des Geldes gab er mit "irgendwas zwischen 500.000 und fünf Millionen Mark" an.

Stadtkämmerer in Frankfurt am Main

Wie Joschka Fischer stieg auch Koenigs in den achtziger Jahren bei den Grünen auf - die beiden verbinden gemeinsame Jahre als Straßenkämpfer und als Opelarbeiter. Getrennt waren sie durch die Herkunft. Denn Koenigs als Bankierssohn entstammte genau jener Schicht, gegen die die Spontis Sturm liefen.

Später bewies er, dass er gut mit Geld umgehen kann: Koenigs arbeitete als Stadtkämmerer in Frankfurt am Main. Parallel zu Fischers Wechsel ins Berliner Außenamt öffneten sich dann auch für Koenigs die Tore zur Welt.

1999 wechselte er für drei Jahre als UN-Verwalter in den Nachkriegs-Kosovo, 2002 bis 2004 als UN-Sonderbeauftragter auf Versöhnungsmission nach Guatemala. Dort fühlte sich Koenigs wohl: Südamerika lag ihm seit seiner Studentenzeit am Herzen - er übersetzte sogar Gabriel Garcia Marquez ins Deutsche.

Blickt man auf diese Biographie, erscheint klar: Tom Koenigs wird eine neue Beschäftigung finden.

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