Vereinte Nationen:Clinton spekuliert angeblich auf Annans Posten

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Der frühere amerikanische Präsident soll einem Zeitungsbericht zufolge ernsthaft am Posten des UN-Generalsekretärs interessiert sein. Bill Clinton wolle der Welt ein anderes Amerika repräsentieren - in Kontrast zu George W. Bush.

Von Oliver Das Gupta

Der Ex-Präsident zeigte sich ganz und gar nicht erpicht auf das Altenteil. Kurz nachdem er Anfang 2001 das Weiße Haus verlassen hatte, sprach Bill Clinton Vertrauten gegenüber offen über seinen Traumjob: den Posten des UN-Generalsekretärs. So kolportiert es zumindest die Washington Post.

Vier Jahre später scheint Clinton ernsthafter den je auf die Nachfolge Kofi Annans zu spekulieren. Die angesehene Zeitung beruft sich dabei auf mehrere Personen, mit denen der 58-Jährige über seine Ambitionen gesprochen haben soll.

Die Überlegungen, ein "president of the world" werden zu wollen, sei mehr als ein "verrücktes Gedankenspiel", heißt es. Der demokratische Politiker wolle der Welt ein alternatives Gesicht Amerikas repräsentieren - in "impliziter Opposition zu US-Präsident Bush".

Clinton sieht seine Chance offenbar in der anstehenden Reform der Weltorganisation. Dort ist es bislang Usus, dass ein Generalsekretär nicht aus einem Land kommt, das ständig im Sicherheitsrat vertreten ist. Von dieser Tradition könnte, so das Kalkül, im Zuge der institutionellen Veränderungen eher abgewichen werden.

Altkanzler Helmut Kohl, der Clinton ein "großes Charisma" bescheinigt, sagte der Washington Post, er würde den Ex-Präsidenten unterstützen, so er kandidieren sollte.

Ein Forum nach dem Vorbild Davos

Zur Zeit engagiert sich Clinton als Tsunami-Beauftragter der Vereinten Nationen für die Opfer der Flutkatastrophe.

Im Herbst übt Bill Clinton schon mal für die Moderation der Mächtigen. Im September findet in New York die "Clinton Global Initiative" statt, ein drei Tage währendes Treffen nach dem Vorbild des Davoser Weltwirtschaftsforums.

Wichtige Staatsmänner und Wirtschaftsführer wie Jordaniens König Abdullah II., der britische Premierminister Tony Blair und Medienunternehmer Rupert Murdoch hat Clinton eingeladen. Die vorgegebenen Themen lauten: Armutsbekämpfung, religiöse Konflikte und Umweltzerstörung.

Was seine Veranstaltung vom Davoser Vorbild unterscheiden soll, ließ Clinton unverblümt durchblicken: Alle Teilnehmern sollen sich dazu verpflichten, etwas zu tun, bevor sie wieder gehen. Sonst, so Clinton, bräuchten sie gar nicht zu kommen.

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