Venezuela:Kein Ende beim Referendum gegen Chávez abzusehen

Die Abstimmung beim Referendum über die Absetzung von Staatschef Hugo Chávez im südamerikanischen Ölland Venezuela geht weiter. Kurz nach Mitternacht waren offenbar nur 28,5 Prozent aller Wahllokale pünktlich geschlossen worden.

Wegen der langen Wählerschlangen war die die Schließung der Wahllokale zuvor zwei Mal um insgesamt sechs Stunden verschoben worden. Der Leiter des Referendumsausschusses Jorge Rodríguez bekräftigte mehrfach, die Wahllokale würden bis zum letzten in der Schlange wartenden Wähler geöffnet bleiben.

Zu Verzögerungen kam es laut Medien vor allem wegen der "massiven Beteiligung" der Bevölkerung sowie wegen der erstmals eingesetzten "elektronischen Urnen" und Maschinen zur Erfassung der Fingerabdrücke der Wähler.

Die Wartezeit in den Wählerschlangen betrug nach Medienberichten durchschnittlich sechs Stunden. Viele hätten Klappstühle, Lebensmittel und Lektüre zu den Wahllokalen gebracht.

Im fünftgrößten Ölproduzenten der Welt waren rund 14 Millionen Menschen zur Stimmabgabe im ersten Amtsenthebungsreferendum der Geschichte Südamerikas aufgerufen.

Umfragen sehen Chàvez vorn

Im Falle einer Niederlage von Chávez sieht die Verfassung die sofortige Amtsübernahme durch Vizepräsident José Vicente Rangel sowie die Abhaltung von Neuwahlen innerhalb von 30 Tagen vor. Die meisten Umfragen sagten einen knappen Sieg von Chávez voraus.

Der 50-jährige Ex-Oberstleutnant und Ex-Putschist Chávez regiert Venezuela seit Anfang 1999. Er wurde im Jahr 2000 nach einer Verfassungsreform für die neue Amtszeit von sechs Jahren bis zum 10. Januar 2007 im Amt bestätigt.

Die Krise erreichte im April 2002 mit der gewaltsamen Absetzung von Chávez und der Rückkehr des Präsidenten an die Macht nach nur 48 Stunden ihren Höhepunkt. Die von Unternehmern, Gewerkschaften, Traditionsparteien, der Kirche und den Medien gebildete Opposition wirft Chávez einen autoritären Regierungsstil und eine "miserable Wirtschaftspolitik" vor.

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