Usbekistan:Karimow lehnt internationale Untersuchung ab

Für den usbekischen Präsidenten ist eine Handvoll Journalisten und Diplomaten ausreichend. Diese durften zwar ins abgesperrte Andischan reisen, aber nicht mit den Bewohnern sprechen.

Der usbekische Präsident Islam Karimow hat eine internationale Untersuchung der blutigen Unruhen im Osten seines Landes abgelehnt. Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Louise Arbour, sagte dem britischen Sender BBC, dies habe Karimow UN-Generalsekretär Kofi Annan mitgeteilt.

Karimow habe erklärte, es sei seiner Meinung ausreichend gewesen, dass sich Diplomaten und Journalisten vor Ort hätten informieren können, berichtete BBC.

Arbour sagte, dieser kurze und streng kontrollierte Besuch sei kein Ersatz für eine internationale Untersuchung. Arbour hofft, dass sich der usbekische Präsident im Interesse seines Volkes und der internationalen Gemeinschaft davon überzeugen lasse, dass die Vorgänge im Osten Usbekistans glaubhaft geklärt und transparent gemacht werden müssten.

Die Angaben über Opfer der mehrtägigen Unruhen liegen weiterhin deutlich auseinander. Während die autoritäre Staatsführung offiziell von 170 Toten spricht, die allesamt bewaffnet gewesen seien, schätzt die Opposition die Zahl der Toten auf bis zu 800.

Darunter waren nach Berichten von Augenzeugen auch viele Frauen und Kinder, die bei dem Massaker durch Militärs auf dem Platz der Stadt Andischan am Freitagabend ums Leben kamen.

Am Vortag durften erstmals ausländische Diplomaten die abgesperrte Stadt Andischan besuchen. Ihnen wurde aber offiziell untersagt, mit Bewohnern zu sprechen.

Karimow rechtfertigt das gewaltsame Vorgehen seiner Militärs als notwendige Maßnahme im Kampf gegen islamische Extremisten. Die Opposition wertet die Unruhen im verarmten Fergana-Tal dagegen als Auflehnung gegen die Staatsführung. Die Proteste seien nicht religiös motiviert, heißt es.

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