USA und Türkei dementieren Presseberichte:Verwirrung um Freilassung des "Bremer Taliban"

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Wurde der "Bremer Taliban" Murat Kurnaz aus dem US-Lager Guantanamo Bay freigelassen? Die Behörden dementieren bislang Meldungen, wonach sich der 24-Jährige in der Türkei aufhalte. Seine Mutter und die Anwälte sind indes aus Bremen in die türkische Heimat gereist.

Die Regierung und die US-Botschaft in Ankara dementierten am Montag Presseberichte in türkischen Zeitungen, wonach der als "Bremer Taliban" bekannt gewordene Murat Kurnaz aus dem US-Gefangenlager Guantanamo Bay in die Türkei ausgeflogen worden sei. "Wir können das nicht bestätigen", hieß es von einem Sprecher des türkischen Außenministeriums.

Der von den USA als Al-Kaida-Kämpfer bezeichnete 24-Jährige Türke aus Bremen sei am Wochenende auf dem südtürkischen US-Stützpunkt Incirlik an türkischen Behörden übergeben worden, hieß es zunächst. Unklar sei, ob er sich vor der türkischen Justiz verantworten müsse, war in den Zeitungen "Vatan" und "Hüriyet" aus Adana zu lesen.

Mutter und Anwälte in der Türkei

Zwar konnte auch die Bremer Kanzlei des 2002 in Pakistan festgenommenen Kurnaz die Berichte nicht bestätigen. Doch eine Mitarbeiterin der Kanzlei sagte, der Anwalt Bernhard Docke sei zusammen mit einem US-Kollegen und der Mutter von Kurnaz in die Türkei gereist.

Docke hatte am Sonntag angedeutet, dass die Freilassung von Kurnaz bevorstehen könne. Er sagte, dass türkische Militär habe sich am Samstags bei der Familie mit einer entsprechenden Mitteilung gemeldet. Eine Freilassung passe in die Logik der Sache und sei längst überfällig, kommentierte Docke die Informationen.

Der US-Anwalt Baher Azmy, der den Türken zwei Mal in Guantánamo besuchen konnte, hatte den US- Behörden erst in der vergangenen Woche vorgeworfen, seinen Mandanten gefoltert zu haben. Er und andere Häftlinge seien gequält, mit dem Tode bedroht sowie religiös und sexuell gedemütigt worden. Unter anderem habe Kurnaz Elektroschocks bekommen.

Bremens Innensenator Thomas Röwekamp bekräftigte am Montag, dass die Aufenthaltserlaubnis von Kurnaz wegen seiner mehr als sechsmonatigen Abwesenheit automatisch erloschen sei. Er könne sich aber um ein Visum bemühen. Damit könnte er wieder nach Deutschland einreisen und dann eine neue Aufenthaltserlaubnis beantragen.

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