USA: Rotes Kreuz berichtet:Ärzte begleiteten das Foltern von CIA-Häftlingen

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Foltern in CIA-Gefängnissen: Nach einem Bericht des Roten Kreuzes halfen US-Ärzte, die Folter möglichst lange hinauszudehnen - und den Todesfall zu vermeiden. Damit wird die Aufgabe der US-Regierung unter Barack Obama, die Folter-Vorwürfe in Gefangenenlagern aufzuarbeiten, noch schwieriger.

Bernd Oswald

Gefangene in US-Militärgefängnissen mussten schwere Folterungen ertragen: Bei vielen wurde Ertrinken simuliert ("Waterboarding"), manche wurden in engste Kisten eingesperrt oder extremen Temperaturen ausgesetzt, andere mit den Armen an der Decke aufgehängt. Dieses Erbe der Regierung Bush muss die Administration von Barack Obama aufarbeiten.

Ein Guantanamo-Häftling wird zum Verhör gebracht. (Archiv-Bild) (Foto: Foto: AP)

Noch heikler wird diese Großaufgabe vor dem Hintergrund eines bislang vertraulichen Berichtes des Internationalen Roten Kreuzes: Die Autoren erheben massive Vorwürfe gegen amerikanische Ärzte.

Mediziner sollen bei den Folterungen in von der CIA betriebenen Gefängnissen anwesend gewesen sein - und sie schritten erst ein, wenn eine unmittelbare Gesundheits- oder gar Todesgefahr für den Delinquenten bestand. Das ist der Tenor des "Berichts des Internationalen Roten Kreuzes über die Behandlung 14 hochkarätiger Gefangener in CIA-Gewahrsam", den die New York Times auf ihrer Internetseite veröffentlicht hat.

Der Bericht zitiert einen Arzt, der zu einem Häftling sagte: "Ich schaue nur nach ihrem Körper, weil wir ihre Informationen benötigen."

Khalid Shaikh Mohammed, der Chefplaner der Anschläge vom 11. September 2001, sagte aus, als er dem Waterboarding unterzogen wurde, habe ein Arzt seinen Puls und den Sauerstoffgehalt in seinem Blut gemessen. Gelegentlich sei er eingeschritten und habe die Folter gestoppt.

Elektroschocks

Ein anderer, beinamputierter Häftling, Walid bin Attash, gab an, er hätte tagelang mit über dem Kopf gefesselten Händen auf seinem verbliebenen Bein stehen müssen. Ab und an habe ein Doktor die Schwellung seines Beines gemessen und angewiesen, dass der Häftling sitzen dürfe.

Sieben der 14 Gefangenen sagten aus, sie hätten außerdem Elektroschocks erleiden müssen, seien mit HIV infiziert, vergewaltigt und "an den Rande des Todes gebracht worden".

Die CIA erlaubte Mitarbeitern des Internationalen Roten Kreuzes Ende 2006, die "hochkarätigen Gefangenen" im Gefangenenlager Guantanamo zu interviewen, nachdem sie dorthin überstellt worden waren. Die Aussagen beziehen sich aber auf die Haft in anderen, nicht näher bezeichneten Gefängnissen.

Bei diesen Interviews entstand der 43-seitige Bericht, der nun vom amerikanischen Publizisten Mark Danner auf der Homepage der New York Times in Gänze veröffentlicht wurde.

Ein Sprecher des Internationalen Roten Kreuzes bestätigte die Authentizität des Berichtes, äußerte aber zugleich sein Missfallen darüber, dass das vertrauliche Dokument nun öffentlich gemacht worden sei. Die Berichte des Internationalen Roten Kreuzes seien generell vertraulich.

Der Bericht wird nun den Aufklärungsdruck auf US-Präsident Obama verstärken. Zwar hat er Waterbording und ähnliche Foltermethoden inzwischen verbieten lassen, weigert sich aber bislang, Ermittlungen einzuleiten, die klären sollen, ob die Bush-Regierung bei ihren Folterpraktiken Gesetze gebrochen hat.

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