USA:Mit Karadzic auf Stimmenfang

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Vor der Präsidentschaftswahl hat Washington ein gesteigertes Interesse, den einstigen Führer der bosnischen Serben zu fassen.

Von Bernhard Küppers

Der Ring um den flüchtigen Radovan Karadzic wird enger gezogen.

Die US-Regierung scheint nämlich ein gesteigertes Interesse an einer Ergreifung des einstigen bosnischen Serbenführers zu haben, der vom Haager Kriegsverbrecher-Tribunal angeklagt ist.

So flankierten zwei Amerikaner den internationalen Bosnien-Beauftragten Paddy Ashdown bei einer Pressekonferenz, bei der dieser die "nächste Phase der vereinten Operation" gegen Karadzic ausrief.

US-Botschafter Clifford Bond und der Befehlshaber der Nato-Truppe SFOR, Virgil Packett, hörten es mit Zufriedenheit, dass der Brite Ashdown die Zerschlagung des Helfer-Netzes um Karadzic ankündigte.

Es wurden die Namen von zehn Personen verlesen, denen wegen logistischer und finanzieller Unterstützung von Karadzic und anderen gesuchten Angeklagten des Tribunals die Einreise in die USA und EU verwehrt und die Bankkonten gesperrt werden sollen.

Für das Haupt-Exempel, das dabei statuiert werden soll, hatten sich die Amerikaner und der Brite Mirko Sarovic ausgesucht. Der einstige Präsident der Republika Srpska und Serben-Vertreter im gesamtbosnischen Staatspräsidium wurde auf die "schwarze Liste" gesetzt.

Empörung über das Vorgehen

Er muss nun auch seine Funktion als Vize-Vorsitzender der einst von Karadzic geführten Serbischen Demokratischen Partei (SDS) abgeben.

Der gegenwärtige Präsident der Republika Srpska, Dragan Cavic (SDS), gaben sich wie der SDS-Vorsitzende Dragan Kalinic empört über das Vorgehen.

Sie forderten Beweise für die Vorwürfe gegen Sarovic. In Banjaluka hieß es jedoch, dass Cavic und Kalinic dem Hardliner eigentlich nicht nachtrauern.

Die internationalen Friedensprotektoren hatten schon lange gesagt, dass eine Festnahme Karadzics letztlich von der Entschlossenheit der USA abhänge.

Nachdem der irakische Ex-Diktator Saddam Hussein in einem Erdloch aufgespürt worden war, wird die Frage immer lauter gestellt, warum das mit Karadzic nicht gelingt - acht Jahre nach seinem Verschwinden.

Ein solcher Erfolg könnte US-Präsident George W.Bush vor den Wahlen zupass kommen.

Die Haager Anklägerin Carla Del Ponte äußerte sich jüngst ungewohnt zuversichtlich über eine baldige Festnahme. Nach ihrer Darstellung hat die SFOR letzten Monat bei der Razzia in Karadzics einstigem Sitz Pale diesen nur um zwei Stunden verpasst.

Inzwischen nahm die SFOR die berüchtigten Ex-Spezialpolizisten Dusan Tesic "Bata" und Zeljko Jankovic "Luna" in Gewahrsam. Sie könnten über Karadzics Schutzring aussagen. Karadzic beginne "nach Luft zu schnappen", sagte Packett.

© SZ vom 11.2. 2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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