US-Truppenabzug:Bush: Soldaten in die Heimat zurückholen

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Die USA wollen bis zu 70.000 Soldaten aus Europa und Asien abziehen. Das könnte Präsident George W. Bush im Wahlkampf durchaus zugute kommen.

US-Präsident George W. Bush hat die größte Umstrukturierung der amerikanischen Streitkräfte seit dem Ende des Kalten Krieges verkündet. In den kommenden zehn Jahren würden zwischen 60.000 und 70.000 US-Soldaten aus Europa und Asien in ihre Heimat zurückgeholt, sagte Bush bei einem Treffen von US-Kriegsveteranen in Cincinnati im Bundesstaat Ohio.

Die Maßnahme sei Teil einer Reform zur Flexibilisierung der US-Streitkräfte. Der Abzug betreffe Soldaten auf Stützpunkten, die an den Schauplätzen "der Kriege des vergangenen Jahrhunderts" errichtet worden seien, sagte Bush. "Jahrzehntelang waren die US-Streitkräfte überwiegend dort stationiert, wo die Kriege des letzten Jahrhunderts zuende gingen, in Europa und Asien."

"Bedrohung existiert nicht mehr"

Sie seien darauf ausgerichtet gewesen, die USA vor der sowjetischen Bedrohung zu schützen. "Diese Bedrohung existiert nicht mehr." Laut Bush können neben den Soldaten insgesamt etwa 100.000 Familienmitglieder und zivile Armeeangestellte in die USA zurückkehren.

Im kommenden Jahrzehnt sollten beweglichere und flexiblere Truppen im Ausland stationiert werden, sagte Bush. "Das bedeutet, dass die meisten Soldaten von hier, von zu Hause aus, entsandt werden." Einige Kontingente würden an Orte entsandt, von denen aus sie schnell auf "neue, unerwartete Bedrohungen" reagieren könnten. "Wir werden die Technologien des 21. Jahrhunderts anwenden, um schnell besser ausgerüstete Kampftruppen einzusetzen", betonte Bush. So könnten die USA "die Kriege des 21. Jahrhunderts bekämpfen" und zugleich neue Partnerschaften schmieden, um "besser den Frieden zu sichern".

Bush nannte keine Details. Von dem Abzug betroffen sein dürften aber vor allem Deutschland, wo etwa 74.000 US-Soldaten stationiert sind, und Südkorea mit seinen derzeit 37.000 US-Soldaten.

Der US-Präsident betonte in seiner Rede, die Pläne seien auf der Grundlage enger Beratungen mit den betroffenen Verbündeten sowie mit dem US-Kongress ausgearbeitet worden. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes sagte am Montag, bei den Konsultationen hätten auch die deutschen Bedenken eine Rolle gespielt. Die betroffenen Bundesländer seien einbezogen gewesen.

Das Verteidigungsministerium verwies darauf, dass noch nicht klar sei, ob und wie sich der Truppenabzug auf das Standortkonzept der Bundeswehr auswirken werde. Entscheidend bleibe das Kriterium der Wirtschaftlichkeit.

Noch in dieser Woche will sich auch Bushs demokratischer Herausforderer bei der Präsidentschaftswahl, John Kerry, in Ohio vor derselben Veteranenorganisation äußern wie Bush. Kerry wirft Bush vor, den Irak-Krieg unzureichend vorbereitet zu haben und so den auswärtigen Beziehungen der USA geschadet zu haben.

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