US-Studie kritisiert Washington:Bedrohung durch den Irak aufgebauscht

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Die Angaben der US-Regierung über Massenvernichtungswaffen im Irak waren nach einer neuen Studie "irreführend". US-Regierung und -Geheimdienste hätten die Bedrohung durch den Irak vor Kriegsbeginn aufgebauscht. Dem widersprach der amerikanische Außenminister Colin Powell.

Das kritisierte das angesehene Forschungsinstitut "Carnegie Endowment for International Peace (CEIP)". Meinungen seien in Fakten umgewandelt worden, hieß es in der Studie, die am Donnerstag in Washington veröffentlicht wurde.

Dem Kongress und der amerikanischen Bevölkerung sei ein "völlig falsches Bild" von der Bedrohung des Irak vermittelt worden, sagte CEIP-Forscher Joseph Cirincione. Das Institut beklagte zunehmenden politischen Druck auf die US-Geheimdienste seit 2002.

Auch die UN-Waffeninspekteure seien bei ihrem Einsatz im Irak erfolgreicher gewesen als von der US-Regierung dargestellt. "Sie haben einen guten Job gemacht", sagte Jessica Mathews, Präsidentin von Carnegie. "Das, was es zu finden gab, haben sie gefunden." Die Erkenntnisse der Inspekteure seien jedoch ignoriert worden.

US-Außenminister Colin Powell widersprach den CEIP-Ausführungen. "Ich habe volles Vertrauen in die Fakten, die ich im vergangenen Jahr präsentiert habe", sagte Powell. Er hatte im Februar vergangenen Jahres im Weltsicherheitsrat angebliche Beweise für irakische Waffenprogramme vorgelegt. Man müsse auf die Ergebnisse der Waffeninspekteure warten, sagte Powell. Bislang haben die US-Inspekteure im Irak keine Massenvernichtungswaffen gefunden.

Die USA haben unterdessen 400 ihrer Waffensucher aus dem Irak abgezogen. Das berichtete die New York Times unter Berufung auf Regierungsbeamte. Der Abzug sei ohne viel Aufhebens erfolgt. Das Team war beauftragt, etwa nach Raketenwerfern zu suchen, mit denen Massenvernichtungswaffen hätten abgeschossen werden können. Das Team sei abgezogen worden, weil seine Arbeit erledigt gewesen sei, zitierte die Zeitung einen Beamten.

Die Gruppe unter dem ehemaligen UN-Waffeninspekteur David Kay mit 1400 Mitgliedern sei dagegen nach wie vor im Irak im Einsatz. Sie hat bislang allerdings keine Massenvernichtungswaffen gefunden. US-Präsident George W. Bush hatte solche Waffen in den Händen des irakischen Diktators Saddam Hussein als Hauptkriegsgrund genannt.

Wieder Verluste der US-Armee

Nach drei Wochen relativer Ruhe erlitten die USA wieder schwere Verluste. Beim Absturz eines Militärhubschraubers im Westirak kamen am Donnerstag neun US-Soldaten ums Leben. Ein Armeesprecher bestätigte in Bagdad, der Helikopter vom Typ "Black Hawk" sei südlich von Falludscha bei einer missglückten Notlandung stark beschädigt worden. Er ließ offen, ob der Hubschrauber ein technisches Problem hatte oder - wie Augenzeugen dem arabischen TV-Sender El Dschasira berichteten - von einer Rakete abgeschossen wurde.

Ein US-Transportflugzeug vom Typ C-5 mit 63 Menschen an Bord wurde am Donnerstag während des Starts auf dem Flughafen der irakischen Hauptstadt Bagdad beschossen worden, konnte aber sicher landen. Wie die US-Luftwaffe weiter mitteilte, wurde niemand verletzt. Einzelheiten des Vorfalls würden noch geprüft.

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