US-Präsidentschaftskandidatur:Rivalen im Gleichschritt

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Anstatt sich zu profilieren, wettern acht demokratische Präsidentschaftsbewerber gegen Bush. Vier Monate vor Beginn der Vorwahlen sind acht demokratische Bewerber in einer Fernsehdebatte angetreten, aus dem erwarteten Gegeneinander wurde jedoch schnell ein Miteinander.

Von Nadeschda Scharfenberg

(SZ vom 6.9. 2003) - Die Kandidaten waren sich absolut einig in der Verurteilung der Irak-Politik des republikanischen Amtsinhabers George Bush - obwohl einige von ihnen dessen Kurs noch vor wenigen Monaten unterstützt hatten.

Vor lauter Einigkeit versäumten die acht Demokraten es allerdings, sich inhaltlich voneinander abzusetzen. Damit hat sich immer noch kein Kandidat als der offensichtliche Herausforderer Bushs profiliert.

Der Abgeordnete Richard Gephardt warf Bush "Versagen" im Irak vor. Der Präsident sei ein "Unilateralist", der andere Spitzenpolitiker nicht respektiere.

"Es ist mir unbegreiflich, wie wir uns in diese Lage haben bringen können, ohne jeden Plan, ohne internationale Unterstützung", sagte Gephardt, der zu den vehementesten Befürwortern des Irak-Krieges gehört hatte.

Auch der Senator von Connecticut, Joseph Lieberman, warf Bush vor, keinen Plan für die Nachkriegszeit gehabt und damit die US-Soldaten im Irak in Gefahr gebracht zu haben.

Er forderte eine Aufstockung der Truppen - und erntete Widerspruch. Der Senator von Massachusetts, John Kerry, meinte, ein solcher Schritt würde die Lage nur verschlimmern.

Der ehemalige Gouverneur von Vermont und Kriegs-Kritiker, Howard Dean, forderte Bush auf, auf die Vereinten Nationen zuzugehen.

Hin und wieder versuchten sich die Bewerber auch selbst zu profilieren. Senator Bob Graham aus Florida verwies auf seine langjährige politische Erfahrung, die ihn für die Präsidentschaft qualifiziere.

Der Abgeordnete Denis Kucinich aus Ohio gab sich besonders liberal in der Wirtschaftspolitik und versprach, gleich an seinem ersten Tag im Weißen Haus zwei Handelsvereinbarungen rückgängig zu machen.

Die einzige Frau in der Runde, die Senatorin Carol Moseley Braun aus Illinois, bekräftigte ihre Absicht, die völlige Lohngleichheit zwischen Männern und Frauen durchzusetzen.

Vorteile Dean

Den besten Eindruck machte Beobachtern zufolge Howard Dean, der ohnehin als aussichtsreichster Kandidat gilt. "Er hat geglänzt, niemand konnte ihm das Wasser reichen", sagte eine Strategie-Expertin.

Als leidenschaftlichster Kämpfer erwies sich Gephardt, der heftig mit den Händen fuchtelte. Schlechte Karten hat der neunte Bewerber, der New Yorker Bürgerrechtler Al Sharpton. Er nahm nicht an der Debatte teil - schlechtes Wetter hatte seine Anreise verzögert.

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