US-Präsidentenwahl:Das Rennen hat begonnen

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Bislang gilt Howard Dean unter den Bewerbern um die Kandidatur als Favorit. Doch auch der frühere Nato-Oberbefehlshaber Wesley Clark, der Ex-Fraktionschef im Repräsentantenhaus, Dick Gephardt, sowie der langjährige Senator John Kerry rechnen sich gute Chancen aus.

Mit den Parteiversammlungen in Iowa am 19. Januar und der traditionell ersten Vorwahl in New Hampshire acht Tage später beginnt offiziell der Wahlmarathon, der am 2. November mit der Wahl des neuen Präsidenten seinen Abschluss finden wird. Da der Republikaner Bush im eigenen Lager unangefochten ist, konzentriert sich das Interesse im Vorwahlkampf ganz auf die Demokraten.

Für die erste Überraschung sorgte der als Außenseiter ins Rennen gegangene ehemalige Gouverneur von Vermont, Howard Dean. Er mauserte sich inzwischen zum Favoriten. Dean ließ in Umfragen so prominente Politiker wie den Senator John Kerry aus Massachusetts oder den Abgeordneten und früheren Fraktionschef im Repräsentantenhaus Richard Gephardt aus Missouri hinter sich.

Unterstützung von Ex-Vizepräsident Al Gore

Vorteilhaft für Dean könnte sein, dass sich im Dezember der frühere Vizepräsident und letztmalige Präsidentschaftskandidat Al Gore hinter ihn stellte. Gore stieß damit Senator Joseph Lieberman vor den Kopf, seinen Vizepräsidentschaftskandidaten im Wahlkampf 2000.

Unterstützung erhielt Dean auch von Senator Tom Harkin aus Iowa, der sich selbst 1992 um die Präsidentschaftskandidatur bemüht hatte. Dean sei der Mann der klaren Worte, den die Partei jetzt brauche, meinte Harkin, der zum liberalen Flügel der Demokraten zählt.

Für eine Überraschung könnte der ehemalige Nato-Oberbefehlshaber Wesley Clark sorgen. Der General im Ruhestand entschloss sich erst relativ spät zu einer Kandidatur, liegt aber mittlerweile in landesweiten Umfragen hinter Dean auf Platz zwei. Nach einer aktuellen Gallup-Umfrage im Auftrag des Fernsehsenders CNN und der Zeitung USA Today sprachen sich 24 Prozent der Anhänger der Demokraten für Dean und 20 Prozent für Clark aus.

Politisches Debüt eines Ex-Generals

Clark gibt mit der Kandidatur sein politisches Debüt. In einem Wahlkampf, in dem die innere und äußere Sicherheit eine zentrale Rolle spielen dürften, könnte sich Clark unter allen demokratischen Bewerbern vielleicht am besten gegen den Amtsinhaber Bush behaupten. Wie Lieberman nimmt Clark an den Parteiversammlungen in Iowa noch nicht teil und steigt erst in New Hampshire am 27. Januar voll ins Rennen ein.

Neben Dean, Clark, Lieberman, Gephardt wollen auch Senator John Kerry aus Massachusetts, John Edwards, Senator aus North Carolina, der Abgeordnete Dennis Kucinich aus Ohio, der Bürgerrechtler und Pfarrer Al Sharpton sowie die ehemalige Senatorin Carol Moseley Braun aus Illinois für die Demokraten ins Weiße Haus einziehen.

Nach Einschätzung des Parteivorsitzenden Terry McAuliffe dürfte sich das Bewerberfeld sehr rasch lichten. Schon nach dem 3. Februar, wenn in sieben Staaten Vorwahlen (Primaries) oder Parteiversammlungen (Caucuses) stattfinden, würden nur noch drei oder vier Bewerber übrig sein, prophezeite McAuliffe.

Die endgültige Entscheidung über den Spitzenkandidaten der Demokraten könnte nach Ansicht des Parteivorsitzenden bereits im Frühjahr fallen, obwohl die Vorwahlen erst am 8. Juni zu Ende gehen. Denn bis zum 10. März haben die bevölkerungsreichsten Staaten wie New York, Texas, Kalifornien und Florida gewählt. Dort können die Kandidaten die meisten Delegierten für den Nominierungsparteitag in Boston (Massachusetts) vom 26. bis 29. Juli zu gewinnen. Für die Nominierung ist die absolute Mehrheit der 4322 Delegiertenstimmen notwendig.

Der Parteitag der Republikaner findet einen Monat später im Madison Square Garden in New York statt.

Republikaner geschlossen hinter Bush

Die Republikaner, die geschlossen hinter Amtsinhaber Bush stehen, blicken nicht ohne Schadenfreude auf die Demokraten, deren Kandidaten sich derzeit noch gegenseitig attackieren. "Es gibt hier einen sehr klaren Kontrast", sagte der Parteivorsitzende Ed Gillespie. "Während der Präsident die Themen angeht, die unsere Nation berühren, greifen sich die Demokraten gegenseitig an."

Dem widerspricht Expräsident Clintons ehemaliger Pressesprecher Joe Lockhart. "80 Prozent des Feuers richtet sich gegen Bush", sagte er. "Sehen Sie sich nur die Wahlwerbung an. Die meiste Kritik richtet sich gegen den Präsidenten."

Neben dem Irak-Krieg nehmen die Demokraten vor allem Bushs Wirtschaftspolitik aufs Korn. Sie verweisen darauf, dass seit dem Amtsantritt Bushs im Januar 2001 drei Millionen Arbeitsplätze verloren gegangen seien. Dies sei die höchste Zahl seit der Großen Depression Ende der 20er und Anfang der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts.

Der republikanische Wahlstratege Joe Gaylord sieht dennoch einen "sehr großen Vorteil" darin, dass Bush keinen innerparteilichen Gegenkandidaten hat und sich damit vorerst voll auf sein Amt konzentrieren kann. "Wenn die Amerikaner eines respektieren, dann einen Präsidenten, der die Arbeit macht, für die er gewählt worden ist." In Meinungsumfragen führt Bush derzeit vor allen möglichen Kandidaten der Demokraten.

© sueddeutsche.de/Wolfgang Künzel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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