US-Militäreinsatz:"Es macht verdammt viel Spaß, diese Typen zu erschießen"

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Ein General der US-Marines hat öffentlich erklärt, wie lustig es sei, in Afghanistan zu töten. Seine Vorgesetzten nehmen in in Schutz: Er habe nur die "unglücklichen und harten Realitäten des Krieges" beschreiben wollen.

In Afghanistan, so erklärte Generalleutnant James Mattis während einer Podiumsdiskussion, gebe es "Typen, die Frauen fünf Jahre lang schlagen, weil sie keinen Schleier tragen. Typen wie die haben keine Männlichkeit mehr. Und es macht verdammt viel Spaß, sie zu erschießen."

Überhaupt mache "das Kämpfen eine ganze Menge Spaß", erklärte Mattis bei der Diskussion über Militärtaktiken im Irak im kalifornischen San Diego.

Dabei ist James Mattis nicht irgend ein abgedrehter Soldat mit perverser Lust am Töten: Er befehligte während der Operationen Desert Shield and Desert Storm im ersten Irak-Kriegs ein Battalion der US-Marines, im Afghanistan-Krieg war er Kommandeur der 1st Marine Expeditionary Brigade, dann der Task Force 58. Während und kurz nach der Irak-Invasion war dem General die 1st Marine Division unterstellt.

Außerdem führte Mattis vergangenes Jahr die ersten Angriffe der US-Marines auf die irakische Rebellenhochburg Falludscha an.

Das Pentagon bemüht sich inzwischen, die Wogen zu glätten. Zwar erklärte der Vizechef der Generalstabs, General Peter Pace, in Washington, er sei nicht dabei gewesen, als die fraglichen Äußerungen gefallen seien. Mattis, müsse selbst dazu Stellung nehmen.

Pace fügte jedoch hinzu, er könne sagen, dass Mattis bei seinen letzten Einsätzen in Afghanistan und Irak "klar" gezeigt habe, dass er die "Werte richtiger Führung und den Wert menschlichen Lebens" kenne.

Die Worte nicht sorgfältig genug ausgesucht

Der Befehlshaber des Marine Corps, General Michael Hagee, erklärte, er habe mit Mattis über dessen Worte gesprochen und der Offizier habe zugegeben, dass er seine Worte sorgfältiger hätte aussuchen müssen, berichtet USA Today.

Er könne verstehen, dass sich manche Leute an Mattis Kommentaren stören könnten, so Hagee. Doch er wisse, dass der Offizier die "unglücklichen und harten Realitäten des Krieges" habe beschreiben wollen. Auch sei er einer der "mutigsten und erfahrensten Armeeführer des Landes". Mattis spreche oft mit "großer Offenheit".

Die Wortwahl des Generals hat schon früher für Irritationen gesorgt. Einem Bericht der Tageszeitung Washington Post zufolge hatte Mattis nach der Eroberung eines Landstrichs in Afghanistan im November 2001 erklärt: "Die Marineinfanterie sind gelandet, und wir besitzen jetzt ein Stück Afghanistans."

US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld wollte sich nicht zu dem aktuellen Fall äußern, weil er die umstrittenen Äußerungen nicht gelesen habe.

Es scheint, als gebe es unter den Amerikanern einige, die Verständnis für Mattis' Haltung haben. Die Zuhörer der vom US-Fernsehen übertragenen Veranstaltung jedenfalls hatten bei dessen Kommentaren gelacht und applaudiert.

Nachdem US-Soldaten es offenbar auch Spaß daran hatten, irakische Gefangene zu foltern, werfen die Äußerungen des Generals erneut ein schlechtes Licht auf die US-Streitkräfte. Muslim-Organisationen finden die Bemerkungen des Generals jedenfalls gar nicht lustig. Bei ihnen hat Mattis mit seinen Sprüchen einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.

Die beunruhigenden Äußerungen des Generals zeigten eine offensichtliche Gleichgültigkeit gegenüber dem Wert des menschlichen Lebens, heißt es in einer Erklärung des größten muslimischen Dachverbandes der USA, dem "Council on American-Islamic Relations". Der Verband forderte die Einleitung von Disziplinarmaßnahmen.

© sueddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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