US-Hochrechnungen:Spektakulärer Doppelsieg der Demokraten

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US-Medien zufolge hat die demokratische Partei bei den Kongresswahlen nach dem Abgeordnetenhaus auch den Senat von den Republikanern zurückerobert. Auf George W. Bush kommen schwere Zeiten zu.

Nach Angaben des Fernsehsenders NBC kämen die Demokraten im 100 Sitze umfassenden Senat wie die Republikaner auf 49 Mandate. Zwei unabhängige Senatoren hatten aber angekündigt, mit den Demokraten stimmen zu wollen. In Virginia war als letztem Bundesstaat das Rennen um den Senat zunächst noch offen gewesen. Der Demokrat Jim Webb setzte sich denkbar knapp durch. Hätten die Republikaner den Sitz in Virginia gewonnen, wäre es zu einem Patt gekommen und Vizepräsident Dick Cheney hätte nach dem Gesetz die entscheidende Stimme gehabt.

Der Fernsehsender CNN meldete am Mittwoch Abend unter Berufung auf ungenannte Quellen, Webb wolle bereits am Donnerstagmorgen (Ortszeit)seinen Sieg verkünden. Sein republikanischer Gegenkandidat George Allen beabsichtige seinerseits, "die Sache nicht in die Länge ziehen zu wollen". Beide Kandidaten trennen nur wenige tausend Stimmen.

Zunächst hatte es aus Virginia geheißen, mit dem offiziellen Wahlergebnis sei frühestens am 27. November zu rechnen. Jüngsten Angaben zufolge ging die Überprüfung der Auszählung aber viel schneller voran als erwartet.

Zitterpartie beendet

Auch im Repräsentantenhaus eroberten die Demokraten nach zwölf Jahren die Mehrheit zurück. Nach dem Auszählungsstand vom Mittwochabend gewannen sie mindestens 228 (bisher 202) der 435 Sitze, die Republikaner verloren stark und kamen zunächst auf nur noch 196 (bisher 232) Mandate. Im Repräsentantenhaus wurden alle Abgeordneten neu gewählt, im Senat standen 33 der 100 Sitze zur Wahl. Auch bei den Gouverneurswahlen siegten die Demokraten auf breiter Front und stellen künftig 28 der 50 Regierungschefs in den Einzelstaaten.

"Das amerikanische Volk hat sich klar und entschieden dafür ausgesprochen, dass die Demokraten es in eine neue Richtung führen", teilte der demokratische Führer im Senat, Harry Reid, mit.

Jetzt sei es für Demokraten und Republikaner an der Zeit, sich gemeinsam dafür einzusetzen, dass der Kongress jedem Amerikaner diene. Nach dem Wahldebakel seiner Republikaner und dem Rücktritt von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bereitet sich Präsident George W. Bush unterdessen auf eine Zusammenarbeit mit den Demokraten vor. An diesem Donnerstag will er sich mit führenden Parteivertretern treffen.

Darunter ist auch Nancy Pelosi, die als erste Frau in der US-Geschichte Mehrheitsführerin im Abgeordnetenhaus und damit Parlamentspräsidentin wird. Die Demokraten hatten bei den Kongresswahlen vom Dienstag mit deutlicher Mehrheit zunächst das Repräsentantenhaus zurückerobert. Durch den Verlust der republikanischen Mehrheit in beiden Kammern würde der politische Handlungsspielraum des Präsidenten bedeutend beschnitten.

"Katastrophaler Weg"

Bush und Pelosi hatten beide ihre Bereitschaft zur Kooperation deutlich gemacht. "Ich glaube, dass wir in der Lage sein werden, unsere Differenzen abzuarbeiten", sagte der Präsident. Die Botschaft der Wähler sei gewesen, dass sie von der politischen Führung in Washington verlangen, Parteipolitik beiseite zu lassen und gemeinsam für eine Lösung der Probleme des Landes zu arbeiten. Die Demokraten fordern eine unverzüglich Kursänderung der USA im Irak. "Den Kurs beizubehalten, funktioniert nicht, das macht unser Land nicht sicherer", sagte Pelosi.

Die Regierung könne diesen"katastrophalen Weg" nicht weiter verfolgen, betonte sie. Vor dem Hintergrund des Kriegschaos' im Irak hatte Bush am Mittwoch den Rücktritt Rumsfelds bekannt gegeben. Die Wähler hätten bei der Abstimmung ihre Unzufriedenheit mit den fehlenden Fortschritten im Irak deutlich gemacht, sagte er.

Als Nachfolger nominierte der Präsident den früheren CIA-Chef Robert Gates. Aus den Reihen der Republikaner wurden am Mittwoch jedoch Zweifel laut, ob Gates der richtige Mann für den Posten sei, da der 63-Jährige möglicherweise vom harten Kurs Rumsfelds abweichen könnte.

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