US-Gefangenenlager Guantánamo:Schockierende Bilder eines Verhörs

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Erstmals ist ein Video von einem Verhör im US-Gefangenenlagers Guantánamo veröffentlicht worden. Darin ist zu sehen, wie der jugendliche Insasse Omar Khadr weint und sich verzweifelt die Haare rauft.

Zum ersten Mal ist im Fernsehen und im Internet ein Video von einem Verhör im US-Gefangenenlager Guantánamo Bay auf Kuba ausgestrahlt worden. Der Sender CNN zeigte einen Ausschnitt, in dem der als mutmaßlicher Terrorist festgehaltene junge Kanadier Omar Khadr sich voller Verzweiflung sein Hemd vom Körper reißt, um vernarbte Schusswunden zu zeigen.

Omar Khadr beim Verhör: Schockierende Bilder eines verzweifelten Guantánamo-Häftlings. (Foto: Screenshot: sueddeutsche.de)

Die Bilder wurden vom Anwalt des inhaftierten Omar Khadr herausgegeben und waren auch auf der Website der kanadischen Zeitung The Globe and Mail zu sehen. Khadr, der im Alter von 15 Jahren gefangen genommen wurde, wird von den Agenten zu seinem islamischen Glauben befragt und dazu, was er über das Terrornetzwerk al-Qaida wisse. Während des Verhörs weint Khadr teilweise heftig und zerrt verzweifelt an seinen Haaren.

Khadr wird beschuldigt, nach einem Gefecht in Afghanistan eine Granate auf US-Truppen geschleudert und dabei einen Soldaten getötet zu haben. Im Juni befand ein kanadischer Richter, dass die Behandlung Khadrs durch die US-Streitkräfte gegen völkerrechtliche Anti-Folter-Bestimmungen verstoßen habe.

Das Video stammt offenbar aus dem Jahr 2003 und zeigt Khadr im Alter von 16 Jahren bei einem Verhör, das von einem kanadischen Agenten vorgenommen wurde. Zunächst vertraute der kanadische Staatsbürger Khadr offenbar seinen Landsleuten. Während des Verhörs berichtet Khadr, er sei im US-Luftwaffenstützpunkt Bagram in Afghanistan gefoltert worden. Er hebt sein orangefarbenes Hemd, um Wunden zu zeigen, die nach seinen Worten auf die Folterung zurückgehen.

Doch als ihm klar wird, dass die Agenten ihn nicht nach Kanada holen wollen, wird der junge Mann zunehmend niedergeschlagener. Über seine Narben sagt er zu seinem Peiniger:

"Du sagst, das ist gesund? Ich kann meinen Arm nicht bewegen."

Verteidiger William Kuebler zufolge wurde der junge Kanadier 2003 unter anderem drei Wochen lang mit systematischem Schlafentzug gequält, um ihn "gefügiger und williger" für eine Aussage zu machen. Kuebler bezog sich dabei auf geheime kanadische Regierungsberichte. Sie sollen zudem belegen, dass Khadr während seiner Verhöre weinte und Geständnisse widerrief, weil er diese nur als Folge von "Folter" gemacht habe.

Menschenrechtler fordern die Freilassung des jungen Mannes. Sie verweisen auf das geringe Alter Khadrs bei dessen Festnahme. Der kanadische Richter, der die Veröffentlichung der Regierungsdokumente anordnete, nannte die Behandlung Khadrs in Guantánamo einen Verstoß gegen die Menschenrechte. Kanadas Premierminister Stephen Harper sagte beim G-8-Gipfel vergangene Woche jedoch, er werde die USA nicht um eine Auslieferung Khadrs bitten.

© sueddeutsche.de/dpa/AP/AFP/woja/mati/ssc/buma - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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