US-Besatzung im Irak:Baker-Kommission empfiehlt Abzug

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Während Experten dafür plädieren, die US-Armee zurückzuholen, stockt das Pentagon sein Kontigent weiter auf. Ebenso diskrepant: Bush lobte Premier al-Maliki, intern wächst die Kritik der US-Regierung an dem Regierungschef.

Die Expertenkommission um den früheren US-Außenminister James Baker einen möglichst raschen, schrittweisen Abzug von bis zu 75.000 US-Soldaten aus dem Irak vorschlagen. Die zehn Mitglieder hätten ihren Schlussbericht am Mittwoch einstimmig abgesegnet, ohne darin jedoch einen konkreten Zeitplan zu benennen, berichtete die New York Times unter Berufung auf gut informierte Kreise.

Die von Baker und einem früheren Abgeordneten der Demokratischen Partei, Lee Hamilton, geführte Kommission will in ihrem Abschlussbericht für einen Abzug von 15 Kampfbrigaden aus dem Irak plädieren. Eine Brigade umfasst 3000 bis 5000 Mann. Derzeit sind insgesamt 144.000 US-Soldaten im Irak stationiert.

Wie aus Washington verlautete, will die Baker-Kommission ihren Bericht am kommenden Mittwoch US-Präsident George W. Bush übergeben. Das Gremium will keinen festen Zeitplan für den Abzug nennen, allerdings werde indirekt das nächste Jahr als Starttermin empfohlen. In ihrem Bericht lassen die Experten voraussichtlich offen, wo die abziehenden US-Soldaten stationiert werden sollen - ob in Stützpunkten in Nachbarländern des Iraks oder in ihrer Heimat USA. Die Empfehlungen des Gremiums sind für die US-Regierung nicht bindend.

Währenddessen plant das Pentagon für Anfang nächsten Jahres die Entsendung von vier weiteren Bataillonen an Euphrat und Tigris, wie Beamte des Verteidigungsministeriums bestätigten. Die zusätzlichen Truppen haben dem Vernehmen nach eine Mannschaftsstärke von insgesamt 3.500 Soldaten.

Laut früheren Presseberichten will die Baker-Komission der US-Regierung auch raten, die ungeliebten Regierungen Syriens und Irans mittels Gesprächen in die Stabilisierung des Iraks einzubinden.

Einen Dialog mit Syrien schloss US-Präsident Bush bei einem Treffen mit dem jordanischen König Abdullah II. in Amman aus.

US-Präsident George W. Bush stellte sich bei seinem Besuch in Jordanien demonstrativ hinter den irakischen Regierungschef Nuri al-Maliki.

Am Mittwoch war ein interner Bericht des US-Sicherheitsberaters Stephen Hadley bekannt geworden, in dem es hieß, die USA seien mit der Arbeit Malikis nicht zufrieden. Einem Bericht der New York Times zufolge wurden in dem Papier Zweifel daran geäußert, dass der irakische Ministerpräsident die Gewalt in seinem Land in den Griff bekommen kann.

Ganz anders Bush in Amman: "Er ist ein starker politischer Führer", sagte Bush nach einem Treffen mit al-Maliki in der jordanischen Hauptstadt. Der irakische Regierungschef habe sich ihm gegenüber enttäuscht darüber gezeigt, dass die Sicherheitskräfte noch nicht in der Lage seien, die Extremisten erfolgreich zu bekämpfen.

"Bereit für Veränderungen"

"Er glaubt, dass wir nicht schnell genug waren, als es darum ging, ihm die notwendigen Mittel in die Hand zu geben, um das irakische Volk zu schützen", erklärte Bush. Der Aufbau einer schlagkräftigen irakischen Truppe brauche aber Zeit, fügte er hinzu.

Um den Ernst der Lage zu verdeutlichen, hatte al-Maliki Bush berichtet, auch sein eigenes Haus sei bereits beschossen worden. "Er ist der richtige Mann für den Irak", betonte Bush, der den "Mut" des schiitischen Regierungschefs lobte. Al-Maliki trat seinerseits Spekulationen über einen wachsenden Einfluss des schiitischen Regimes des Irans im Irak entgegen.

Weder Bush noch al-Maliki gaben Hinweise auf eine neue Strategie gegen die Gewalt im Irak. "Wir sind bereit für Veränderungen", sagte Bush, ein radikaler Strategiewechsel sei jedoch nicht zu erwarten.

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