Unter Bayern:Der Mausdoadschmatzer

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Kurt Kister über Markus Söder, seit einigen Monaten Generalsekretär der CSU.

Söder, Markus? Richtig, das ist der junge Mann, der so aussieht, als gehe er zum selben Friseur wie Otto Schily und zum selben Schneider wie Edmund Stoiber. Außerdem ist er seit ein paar Monaten Generalsekretär der CSU.

Frisur wie Schily, Anzug wie der Chef: Markus Söder mit seinem Sonnengott. (Foto: Foto:)

Das ist ein interessanter Posten, weil man als Ex-Generalsekretär Ministerpräsident werden oder Fahrerflucht begehen kann. Beides kann, wenn auch in verschiedenen Lebenslagen, nützlich sein.

Söder, Markus also - der phänotypisch zu jenen Menschen zählt, bei denen man nach bayerischer Art immer zuerst den Nach- und dann den Vornamen sagt - ist nun als Generalsekretär dort angekommen, von wo aus Edmund Stoiber, Thomas Goppel sowie der Huber, Erwin ihre kometengleichen Karrieren beschleunigt haben. (Bei Goppel ist zu befürchten, dass er vom Kometen zum Meteoriten wird.)

Der Generalsekretär als solcher muss zwei Anforderungen erfüllen: Dem Parteichef gegenüber hat er zu katzbuckeln; den Rest der Welt muss er davon überzeugen, dass die CSU unter der Führung des jeweils doch irgendwie gottgesandten Parteichefs die einzig nötige Partei ist. Das erste Kriterium erfüllt Söder, Markus gut.

Am zweiten arbeitet er noch und zwar in einer Weise, die Bruno Jonas jüngst mit dem wunderbaren Begriff beschrieben hat, Söder sei ein Mausdoadschmatzer.

Das Wort entstammt der niederbayerischen Sprache, die man oft für einen Dialekt hält, obwohl viel dafür spricht, dass das Hochdeutsche ein Dialekt des Bayerischen und dies wiederum ein Dialekt des Niederbayerischen ist. Jedenfalls bedeutet mausdoad - das oa raunend dunkel zusammengezogen - mausetot.

Schmatzer kommt von schmatzen, also reden, schwätzen. Ein Mausdoadschmatzer spricht keineswegs Mäuse tot, sondern schwätzt seine Zuhörer mausetot. Mausdoadschmatzer sind neben Söder zum Beispiel Ursula Engelen-Kefer, Johannes B.Kerner oder Helmut Kohl (nicht wenn es um Spenden geht).

Niederbayern sind generell keine Mausdoadschmatzer. Der Niederbayer als solcher ist eher ein Nuschler. Viele Niederbayern reden weniger mit den Menschen als vielmehr mit ihrem eigenen Kinn. Das Niederbayerische strömt nicht geradeaus aus dem Mund, sondern tropft eher zäh über das Kinn, wo es sich im Bart verfängt, so einer vorhanden ist.

Die öffentliche Rede ist nicht die Domäne des Niederbayern, was man daran erkennen kann, wie mannhaft der Niederbayer Huber, Erwin immer wieder versucht, seinen nach unten fliehenden Wortfluss in Richtung der ihm vorgehaltenen Mikrofone umzulenken. Andererseits schmatzt der Huber auch nicht die Leut mausdoad.

© SZ vom 19.3.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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