Unruhen in Thailand:Vier Menschen sterben bei Bombenanschlag

Lesezeit: 2 min

Regierungsgegner verhindern durch Störaktionen, dass Wähler ihre Stimme für Ministerpräsidentin Yingluck abgeben können. (Foto: REUTERS)

Trotz massiver Polizei- und Armeepräsenz drohen schwere Ausschreitungen bei der Parlamentswahl in Thailand. Im Süden des Landes tötete eine Bombenexplosion vier Menschen.

Unter heftigen Protesten sind in Thailand die Parlamentswahlen zu Ende gegangen. Nachdem am Samstag bei Schusswechseln und Explosionen sieben Menschen verletzt wurden, haben etwa 130.000 Sicherheitskräfte im ganzen Land weitere Ausschreitungen verhindert.

Die Hauptstadt Bangkok war bisher Mittelpunkt der Proteste, dort hat es jedoch keine ernsteren Zusammenstöße gegeben. Im Süden des Landes kamen dagegen bei einer Bombenexplosion vier Menschen ums Leben. Die Polizei macht muslimische Rebellen für den Anschlag verantwortlich und erklärte, die Explosion habe nichts mit dem landesweiten Urnengang zu tun. Bei den Toten handele es sich um drei Soldaten und einen mit der Wahl betrauten Funktionär. Rund 20 Aufständische hätten bei dem Anschlag einen Kontrollpunkt unter Beschuss genommen und drei Sprengsätze gezündet. "Der Angriff steht mit der anhaltenden Gewalt in den südlichen Provinzen in Zusammenhang", sagte der Polizeichef der betroffenen Provinz Pattani. Der muslimisch dominierte Süden des Landes widersetzt sich seit Jahrzehnten der Regierung in Bangkok.

Störaktionen verhindern Stimmabgabe

Vor allem in Bangkok ist die Lage nach wie vor extrem angespannt. Regierungsgegner blockierten zahlreiche Wahllokale, um Wähler an der Stimmabgabe zu hindern. Dabei kam es zu tumultartigen Szenen. In vielen Bezirken waren die Wahllokale zwar geöffnet, aber kaum frequentiert. In mehreren südlichen Provinzen wurde die Wahl abgesagt, berichtete das Fernsehen unter Berufung auf die Wahlkommission. Dort hatten Regierungsgegner die Aussendung der Wahlscheine verhindert oder es erschienen keine Wahlhelfer. "An meinem Wahllokal wäre normalerweise um diese Uhrzeit eine Schlange mit 30-minütiger Wartezeit", twitterte der Kolumnist der Zeitung Nation, Tulsathit Taptim, drei Stunden nach Öffnung der Wahllokale. "Aber hier ist niemand, auch keine Polizei."

"Eine friedliche Wahl kann man es nicht gerade nennen", twitterte Sunai Phasuk von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. "Demonstranten waren rücksichtslos und einschüchternd, um die Stimmabgabe in Bangkok und im Süden zu verhindern." Nach Angaben der Wahlkommission war die Stimmabgabe in 42 der 375 Wahlkreise nicht möglich. Damit steht fest, dass das Parlament ohne Nachwahlen nicht zu einer konstituierenden Sitzung zusammentreten kann. Dafür müssen 95 Prozent der 500 Abgeordneten gewählt sein.

Der Süden und Bangkok sind die Hochburgen der Regierungsgegner. Sie wollen Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra und ihre reiche und einflussreiche Familie aus der Politik verbannen. Sie verlangen politische Reformen vor einer Neuwahl. Yingluck wählte als eine der ersten in ihrem Wahlbezirk um kurz nach 08.00 Uhr (Ortszeit). Sie rief alle Thailänder auf, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen.

Yingluck ist Spitzenkandidatin ihrer Partei Pheu Thai, der der Sieg sicher ist, weil die größte Oppositionspartei die Wahl boykottiert. Sie hat umgehend Reformen versprochen, und will nach Abschluss des Reformprozesses in einem Jahr erneut Wahlen ausrufen.

© sz.de/dpa/Reuters/kfu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: