Union:Gemeinsamkeitsgetue

Angela Merkel und Horst Seehofer - ein Traumpaar?

Von Nico Fried

Wenn Angela Merkel gelegentlich nach dem Unterschied von Physik und Politik gefragt wird, gibt sie sinngemäß gerne folgende Antwort: In der Physik gehe es immer gleich weiter, ein Forschungsergebnis von gestern interessiere morgen schon niemanden mehr; in der Politik dagegen komme es darauf an, einen Sachverhalt immer wieder zu erklären, dauernd zu kommunizieren, ständig zu wiederholen, bis er auch im letzten Winkel angekommen sei.

So ist auch zu verstehen, weshalb Merkel und Horst Seehofer sich jetzt binnen drei Tagen dreimal treffen und auch zweimal öffentlich miteinander auftreten: am Sonntag in Berlin, am Montag in München und am Dienstag im Bierzelt. Die Botschaft der neuen Eintracht zwischen den Unions-Chefs soll für den Bundestagswahlkampf bebildert, die Einigkeit zelebriert, die Gemeinsamkeit perpetuiert werden. Die Leute sollen glauben, was so unglaublich wie unglaubwürdig ist.

In der Physik bedarf es einer wissenschaftlichen Beweisführung. In der Politik reicht bisweilen die demonstrative Behauptung. Könnte man die neue Eintracht von Merkel und Seehofer technisch messen, verhielte sie sich ähnlich wie in den letzten Jahren ein Volkswagen Diesel beim Abgastest: Weil sie zum Zwecke des Machterhalts manipuliert wurde, könnte sie die politischen Schadstoffgrenzwerte einhalten. In Wahrheit aber stinkt das Gemeinsamkeitsgetue zum Himmel.

© SZ vom 22.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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