Union:Bundeswehr am Anschlag

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Nach dem Attentat auf einen Bundeswehr-Bus in Kabul ist die Diskussion um die Auslandseinsätze wieder aufgeflammt. Die Union fragt, ob die Bundeswehr "in jedem Krisenherd der Welt" eingreifen muss, die Koalition hält an den Einsätzen in Afghanistan und im Kongo fest.

Die Union sieht sich nach dem Anschlag in Afghanistan in ihrer Haltung bestätigt, einen Einsatz der Bundeswehr in der Bürgerkriegsregion in Kongo abzulehnen. Denkbar sei allein eine Unterstützung der Friedenstruppe vom benachbarten Uganda aus, sagte der verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Christian Schmidt.

"Kann denn die Bundeswehr sich in allen Krisenherden dieser Welt engagieren?", fragte Schmidt im ZDF-Morgenmagazin. "Oder müssen wir nicht gerade angesichts der geringen Zahl von Kräften, die wir haben, uns konzentrieren?" Allein schon wegen der begrenzten Finanzmittel sei eine Konzentration bei den Auslandseinsätzen erforderlich.

Struck: Ich kann nicht erkennen, dass wir fahrlässig gehandelt hätten

Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) hatte zuvor auch die geplante Ausweitung des Afghanistan-Einsatzes über Kabul hinaus in Frage gestellt. Er halte es für äußerst fraglich, ob es angemessen sei, "angesichts der schwierigen Situation in Afghanistan deutsche Soldaten außerhalb Kabuls zu stationieren".

Einen Abzug der Friedenstruppe aus Afghanistan lehnten Struck, aber auch andere an Isaf beteiligte Staaten entschieden ab. Der SPD-Politiker wies Kritik zurück, die Bundeswehrsoldaten seien ungenügend ausgebildet und ausgerüstet gewesen. "Ich kann nicht erkennen, dass wir fahrlässig gehandelt hätten."

Für Struck bleibt auch eine Bundeswehrbeteiligung zur Befriedung Kongos Thema.

Der Verteidigungsexperte der Grünen, Winfried Nachtwei, befürwortete trotz des Anschlags eine Ausweitung des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan. Nachtwei unterstützte in der Berliner Zeitung Pläne, deutsche Soldaten im Rahmen von Wiederaufbauteams auch außerhalb Kabuls einzusetzen.

Chirac und Schröder beraten über Friedensmission im Kongo

Eine Verringerung der Truppen oder gar einen Rückzug lehnte Nachtwei ab: "Die internationale Staatengemeinschaft darf den Attentätern nicht nachgeben." Deutschland müsse sein Engagement verstärken. Im Inforadio Berlin Brandenburg verteidigte der Grünen-Experte auch die Sicherheitsphilosophie der Bundeswehr für Afghanistan. Der Einsatz schwerer Panzer sei "völlig unsinnig", sagte er.

In Berlin wollten am Dienstag Bundeskanzler Gerhard Schröder und der französische Staatspräsident Jacques Chirac über die Friedensmission in Kongo beraten. Der internationalen Truppe zur Befriedung der kongolesischen Provinz Ituri sollen insgesamt 1700 Soldaten angehören, von denen Frankreich den größten Teil stellt.

Die Bundesregierung will Transportflüge in das Nachbarland Uganda übernehmen und medizinische Hilfe durch den Einsatz von Spezialflugzeugen zur Verfügung stellen.

Bundeswehr in Kabul verschärft Sicherheitsbemühungen

Die Isaf kündigte an, weitgehend auf Busse zum Transport ihrer Truppen zu verzichten. Für den Transport werde nun auf besonders geschützte Jeeps vom Typ "Wolf" und Fahrzeuge vom Typ "Mungo" zurückgegriffen. Bei den "Mungos" handelt es sich um Fahrzeuge, die eigentlich nur zur Erprobung in Kabul seien, sagte der Sprecher. Mit ihnen könnten acht Soldaten befördert werden.

Bush kondoliert Schröder telefonisch

Die Leichen der vier getöteten Soldaten sollen am Dienstag nach Deutschland übergeführt werden. Ein Sanitätsflugzeug der Bundeswehr landete am Sonntagabend mit 25 Verletzten auf dem Flughafen Köln/Bonn. Sie kamen in Armeekrankenhäuser in Ulm, Köln und Koblenz. Drei weitere Verletzte trafen am Montag in Ramstein ein.

Nach dem Anschlag kam es zum ersten Telefonat zwischen Bundeskanzler Gerhard Schröder und US-Präsident George W. Bush seit sieben Monaten. Sie seien sich einig gewesen, dass der Kampf gegen den internationalen Terrorismus fortgesetzt werden müsse, hieß es.

(sueddeutsche.de/dpa/AP)

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