Unabhängigkeit des Kosovo:Serben brennen Grenzposten nieder

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Im überwiegend serbischen Norden des Kosovo sind zwei Grenzposten angegriffen worden. Die Kfor-Friedenstruppe muss zum ersten Mal seit der Unabhängigkeitserklärung eingreifen.

Im Norden des Kosovo haben mehr als tausend Gegner der Unabhängigkeitserklärung Grenzposten angegriffen und in Brand gesteckt. Die Vorfälle ereigneten sich nach Polizeiangaben am Dienstag an den Posten Jarinje und Banja an der Grenze zwischen Serbien und dem Kosovo. Die Angriffe führten zum ersten Einsatz der Nato-Truppe Kfor seit der Unabhängigkeit.

Im Norden des Kosovo stellen Serben die Mehrheit der Bevölkerung. Sie lehnen die Abspaltung des Gebiets von Serbien ab.

Die Sicherheitskräfte vor Ort suchten in einem nahe gelegenen Tunnel Zuflucht, sagte ein Polizist der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir haben die Nato gebeten, einen Hubschrauber zu schicken, um unsere Offiziere in Sicherheit zu bringen", hieß es. Ein Kfor-Sprecher bestätigte, dass die Schutztruppe zur Hilfe eile.

Schon in der Nacht zum Dienstag war es in mehreren Städten im Nord-Kosovo zu Ausschreitungen gekommen. Unbekannte setzten zwei UN-Fahrzeuge in Brand.

Kfor-Soldaten in der Region kommen unter anderem aus Frankreich, Dänemark, Belgien und den USA. Auch die Bundeswehr ist im Rahmen des Kfor-Einsatzes im Kosovo aktiv.

Der Kosovo hatte sich am Sonntag für unabhängig erklärt. Gegen den erbitterten Widerstand Russlands und Serbiens hatte das Parlament in Pristina die Geburtsstunde des neuen Staates ausgerufen.

Immer mehr Länder erkennen den jüngsten europäischen Staat an. Australien folgte am Dienstag den Entscheidungen der USA, Großbritanniens und Frankreichs.

Deutschland und die meisten EU-Staaten wollen den Kosovo in den kommenden Tagen als souverän anerkennen. Als Gegenmaßnahme rief Serbien seine Botschafter aus den Ländern, die den Kosovo bereits anerkannt haben, zu "Beratungen" nach Belgrad zurück.

Das Kosovo-Parlament kam in Pristina zusammen, um ein Gesetzespaket zu verabschieden. Es handelt sich um die Umsetzung der Empfehlungen aus dem Plan des vormaligen UN-Kosovo-Vermittlers Martti Ahtisaari, die auch die Einführung eines eigenen Außenministeriums vorsehen.

© Reuters/AFP/maru/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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