UN-Weltbevölkerungsbericht:Die demographische Explosion

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Die Weltbevölkerung wächst weiter: In den ärmsten Ländern wird sich die Zahl der Menschen bis 2050 sogar verdreifachen. Schuld an dieser Entwicklung haben auch die Industrieländer, die in ihren Programmen Enthaltsamkeit statt Aufklärung propagieren.

Derzeit nehme die Weltbevölkerung weiter um 76 Millionen Menschen pro Jahr zu, heißt es in dem von den Vereinten Nationen (UN) veröffentlichten Weltbevölkerungsbericht 2004. 96 Prozent dieses Wachstums finde in den Entwicklungsländern statt.

Obwohl sich das Wachstum langsam vom historischen Hoch der 1990er Jahre entfernt habe und die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau in vielen Regionen zurückgehe, werde die Weltbevölkerung im Jahr 2050 voraussichtlich auf 8,9 Milliarden von heute rund 6,4 Milliarden Menschen zunehmen.

In den 50 ärmsten Ländern werden 2050 der Studie zufolge 1,7 Milliarden Menschen leben - drei Mal so viel wie heute. Der Bericht weist darauf hin, dass mehr als 200 Millionen Frauen weltweit keinen Zugang zu modernen Verhütungsmitteln haben.

Zwar hätten in den vergangenen zehn Jahren viele Länder ihr Angebot an Familienplanung verstärkt, dennoch verhindere der Mangel an finanziellen Mitteln und die anhaltende Diskriminierung von Frauen weitere Verbesserungen.

Die Organisation fordert deshalb bessere Angebote zur Familienplanung. Hier seien die Finanzhilfen der Industrieländer mangelhaft: Besonders negativ wirke sich die Haltung der USA aus, erklärte Renate Bähr, stellvertretende Geschäftsführerin der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung.

Müttersterblichkeit unverändert hoch

Ein Großteil der US-Entwicklungshilfe sei an die Richtlinie geknüpft, Enthaltsamkeit statt Aufklärung und Verhütung zu propagieren. Bähr wies darauf hin, dass eine ausreichende Versorgung mit Verhütungsmitteln 23 Millionen ungewollte Geburten verhindern könne.

Dies würde das Bevölkerungswachstum um ein Drittel verlangsamen. Es sei bedauerlich, dass die vor zehn Jahren in Kairo vereinbarten Finanzmittel für ein Aktionsprogramm zur Familienplanung nur ungenügend flössen.

Auch Deutschland habe sich verpflichtet, für diese Aufgabe jährlich etwa 250 Millionen Euro zu geben, erklärte Entwicklungsstaatssekretär Erich Stather. Derzeit stelle die Bundesrepublik jedoch nur etwa die Hälfte des Betrages zur Verfügung: "Wie machen auf Grund unserer angespannten Haushaltssituation zu wenig."

Der Bericht stellt auch fest, dass sich die Müttersterblichkeit in den vergangenen zehn Jahren kaum verändert hat. Jedes Jahr würden über eine halbe Million Frauen an Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt sterben.

Bei fast der Hälfte aller Geburten gebe es keine medizinische Hilfe. In Westafrika sterbe jede zwölfte Frau an Folgen von Schwangerschaft und Geburt.

Ab 2030 in allen Weltregionen mehr Städter als Landbewohner

Eine ähnlich düstere Bilanz zieht die Organisation bei der Eindämmung der Immunschwäche Aids. Weltweit seien 38 Millionen Menschen mit HIV infiziert.

Diese Zahl könne noch dramatisch wachsen, weil nur ein Fünftel aller Menschen mit hohem Infektionsrisiko die Möglichkeit hätte, sich zu schützen. Rund die Hälfte aller Menschen, die sich neu mit dem Virus ansteckte, sei zwischen 15 und 24 Jahre alt.

Der Bericht legt auch dar, dass wegen der anhaltenden Landflucht die Städte immer stärker wachsen werden. Ab 2007 werde die Mehrheit der Weltbevölkerung in Städten leben, ab 2030 werde es in allen Weltregionen mehr Städter als Landbewohner geben.

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