UN-Sicherheitsrat:Russland will Deutschland an den Tisch der Macht holen

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Egal, ob Tschetschenien-Konflikt, Tilgung von russischen Schulden oder Wahlen in der Ukraine: Beim Treffen zwischen Gerhard Schröder und Wladimir Putin herrschte Harmonie pur - sogar über den deutschen Wunsch nach einem ständigen Sitz im Sicherheitsrat.

Die Neuordnung des UN-Gremiums müsse jedoch einvernehmlich mit allen bisherigen ständigen Mitgliedern gelöst werden, sagte Putin nach Abschluss der deutsch- russischen Konsulationen im schleswig-holsteinischen Schleswig.

Die ukrainische Präsidentenwahl am Sonntag soll nach dem Willen von Deutschland und Russland ohne Einmischung von außen stattfinden. Bundeskanzler Schröder zeigte sich mit Putin einig, dass der Ausgang der Wahl auf jeden Fall akzeptiert werden müsse. "Niemand hat das Recht, sich einzumischen", betonte der Kanzler. "Staatschefs kommen und gehen, aber das ukrainische Volk bleibt", sagte Putin.

"Wir haben Probleme, sind aber bereit, darüber zu reden"

Er hob die bisherige gute Zusammenarbeit Moskaus mit der Regierung von Viktor Janukowitsch hervor, den der Kreml zuletzt favorisiert hatte. "Wenn er gewinnt, sehe ich keine Probleme." Über die Position Moskau bei einem eventuellen Sieg des Oppositionskandidaten Viktor Juschtschenko wollte sich Putin nicht äußern.

Laut Putin ist Russland bei einer Lösung des Tschetschenien- Konflikt zur Zusammenarbeit mit Deutschland und den anderen europäischen Ländern bereit. Anders als von Kritikern immer wieder behauptet, gebe es aber in Tschetschenien seit drei Jahren keinen Krieg mehr, betonte Putin in einwandfreiem Deutsch. Gleichzeitig räumte er ein, dass Russland in der Kaukasus-Republik Schwierigkeiten habe. "Wir haben genug Probleme, sind aber bereit, darüber zu reden."

Weiter will Russland seine Auslandsschulden in Milliardenhöhe vom kommenden Jahr an vorzeitig tilgen. Dies kündigten der russische Präsident Wladimir Putin und Bundeskanzler Gerhard Schröder in Schleswig an. Einzelheiten müssten noch von Experten im Pariser Club der Gläubigerstaaten festgelegt werden. "Russland ist bereit, diese Frage zu lösen", sagte Putin. Russland schuldet Deutschland rund 21 Milliaren Euro.

Stratgische Partnerschaft

Die deutsch-russischen Beziehungen sollen auf allen Gebieten weiter ausgebaut werden. Schröder und Putin hoben die bereits historisch enge Partnerschaft zwischen beiden Ländern hervor. Zum Abschluss der deutsch-russischen Konsultationen wurden mehrere bilaterale Abkommen unterzeichnet, unter anderem für einen verstärkten Jugendaustausch und den Export von Hochgeschwindigkeitszügen nach Russland.

Schröder sprach von einer "strategischen Partnerschaft" zwischen Deutschland und Russland, die künftig zugleich in einen europäischen Rahmen gebettet werden sollte. Deutschland habe ein elementares Interesse daran, als Mittler dafür zu sorgen, dass die Partnerschaft zwischen Russland und der Europäischen Union (EU) so eng wie möglich gestaltet werde, sagte der Kanzler. Ferner sei es sein Bestreben, den kulturellen und wissenschaftlichen Austausch zu intensivieren sowie den Mittelstand beider Länder anzunähern.

Putin hob die deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen hervor. Deutschland sei Russlands größter Außenhandelspartner. Derzeit befinde sich die russische Wirtschaft im Aufschwung, sagte der Präsident.

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