Umfragetief:Schlecht wie nie

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Während die Menschenrechtsorganisation Amnesty International neue schwere Vorwürfe gegen britische Soldaten erhebt, stürzen US-Präsident George W. Bush und Premier Tony Blair in Umfragen auf die schlechtesten Werte ihrer Amtszeit.

Bei einer Umfrage äußerten sich nur mehr 46 Prozent der Befragten zufrieden mit Bush. Bei der letzten, am Donnerstag veröffentlichten Umfrage, hatte die Zustimmung noch bei 49 Prozent gelegen. Im Rennen um die Präsidentschaft liegt Bush allerdings mit 48 Prozent knapp mit einem Prozentpunkt vor seinem demokratischen Herausforderer John Kerry.

Die Zustimmung zum Irak-Krieg sank in den USA laut der Umfrage auf den bisherigen Tiefstwert von 44 Prozent. Den Einmarsch in Irak bezeichneten 54 Prozent der Befragten als falsch; 41 Prozent hielten ihn für richtig.

AI wirft britischen Soldaten Erschießungen vor

In Großbritannien sank die Beliebtheit der Labour-Partei von Premierminister Tony Blair auf den niedrigsten Stand seit 17 Jahren. Nur 32 Prozent der Briten würden die Partei derzeit wählen; die Konservativen kämen auf 36 Prozent der Stimmen. Laut Times, die deren Auftrag die Umfrage vorgenommen wurde, handelt es sich um den schlechtesten Umfragewert für Labour seit Anfang 1987. Auch Blairs einst große Beliebtheit in der Bevölkerung hat nach dem Irak-Krieg immer weiter abgenommen.

Verschlimmern könnte sich die Situation für den britischen Premier die Situation durch neue schwere Anschuldigungen der Menschenrechtsorganisation Amnesty International gegen Soldaten seines Landes.

Sie sollen im Irak Zivilisten getötet haben, von denen keinerlei Bedrohung ausging, heißt es in einem heute bekannt gewordenen Bericht. Im August vergangenen Jahres hätten sie ein achtjähriges Mädchen erschossen. Ein Augenzeuge widerspreche der Version der britischen Armee, wonach das Kind zufällig durch einen Warnschuss getroffen wurde. Vielmehr habe er berichtet, dass ein Soldat aus etwa sechzig Metern Entfernung auf das Mädchen gezielt und geschossen habe.

Im Januar hätten britische Soldaten einen 22-jährigen Iraker durch Schüsse "in den Rücken" getötet, berichtete Amnesty. Sie gaben demnach fünf Schüsse auf den unbewaffneten Mann ab, der vor seiner Haustür gestanden habe. Zuvor hätten Gäste einer Hochzeitsfeier Luftschüsse abgegeben. Die Soldaten hätten auf den jungen Mann geschossen, obwohl ein Nachbar sie darauf aufmerksam gemacht habe, dass es sich um Freudenschüsse gehandelt habe.

Anders als in diesem Fall seien zahlreiche Vorfälle nicht einmal untersucht worden; Angehörige hätten keine oder ungenügende Informationen bekommen.

US-Kongress verurteilt Misshandlungen

In den USA hat nach dem Repräsentantenhaus hat auch die zweite Kammer des US-Kongresses, der Senat, die Misshandlungen irakischer Gefangener durch amerikanische Soldaten am einstimmig verurteilt. Die Schuldigen müssten zur Verantwortung gezogen werden, verlangten die Senatoren in einer Resolution.

US-Präsident Bush sah bei einem Besuch im Verteidigungsministerium bislang unveröffentlichte Bilder von Misshandlungen irakischer Gefangener. "Die Reaktion des Präsidenten war tiefe Abscheu, dass sich jemand, der unsere Uniform trägt, an derart beschämenden und entsetzlichen Akten beteiligen kann", sagte Präsidentensprecher Scott McClellan. Der US-Präsident kündigte umfassende Ermittlungen an.

Bush stützte mit dem demonstrativen, aber nach Regierungsangaben seit längerem geplanten Besuch seinen Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, nachdem wegen Vertuschungsvorwürfen auch parteiintern Rücktrittsforderungen laut geworden waren.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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